Hannover (dpa/lni). Der Wahlkampf in Niedersachsen wird zunehmend zu einem Energie-Wahlkampf. Die konkurrierenden Parteien unterscheiden sich insbesondere in ihrer Haltung zur Atomenergie.

Der CDU-Spitzenkandidat für die niedersächsische Landtagswahl, Bernd Althusmann, pocht auf eine weitere Nutzung der deutschen Atomkraft. «Ich halte das Abschalten der drei noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke in dieser Krise für fahrlässig», sagte Althusmann im Interview mit Ippen Media. «In der aktuellen Krisensituation, wo es auf jede Kilowattstunde ankommt, müssen wir die Kernkraft für zwei oder drei Jahre weiter mitnutzen. Alles andere wäre unverantwortlich», betonte der niedersächsische Wirtschaftsminister.

Nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bleiben zwei Atomkraftwerke in Süddeutschland als Notreserve bestehen. Das AKW Emsland soll aber wie geplant Ende des Jahres abgeschaltet werden.

Althusmann sagte in dem Interview: «Die Landtagswahl in Niedersachsen wird auch eine Abstimmung über die Verlängerung der Kernkraft-Laufzeiten in Deutschland - und damit auch über das KKW Emsland. Und ja, ich würde das Kernkraftwerk in Lingen weiterlaufen lassen.» Es sei das jüngste der drei verbliebenen Atomkraftwerke, die zusammen umgerechnet für zehn Millionen Menschen eine sichere Stromversorgung lieferten. Es sei absurd, stattdessen schwimmende Ölkraftwerke an Norddeutschlands Küste vorhalten zu wollen.

Die niedersächsischen Grünen sind dagegen für die Abschaltung des Werks in Lingen. Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg sprach kürzlich von «unfassbaren Risiken» der Atomkraft. «Der Unterschied von Lingen zu den beiden Atomkraftwerken in Süddeutschland ist, dass wir in Niedersachsen Strom aus erneuerbaren Energien haben», sagte Hamburg kürzlich der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung».

In Niedersachsen wird am 9. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Derzeit liegt der CDU-Spitzenkandidat in den Umfragen hinter Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Trotz des Streits um die Kernenergie hält Althusmann die Bildung einer schwarz-grünen Koalition in Hannover weiterhin für möglich. Die Grünen seien eine «Partei mit respektablen Ideen» und es gebe bei allen Schwierigkeiten auch viele gemeinsame Schnittmengen, sagte er Ippen Media.