Hannover.

Die hohe Inflation, knappes Material und die Engpässe im Handwerk könnten den ohnehin engen Markt für günstige Wohnungen in Niedersachsen auf Jahre hin noch zusätzlich belasten. Das legen Einschätzungen der Immobilienwirtschaft nahe, über die der Norddeutsche Rundfunk am Montag berichtete. Demnach ist es für Projektträger im sozialen Wohnungsbau wie Genossenschaften oder kommunale Unternehmen immer schwieriger, ihre Vorhaben zu beenden - und Neubauten würden oft gar nicht mehr geplant.

In einer Umfrage nannten Betriebe gestiegene Kosten für Baustoffe, die ebenfalls anziehenden Hypothekenzinsen, fehlende Handwerker oder gerissene Lieferketten als Gründe. Die Chefin des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen (VDW), Susanne Schmitt, geht ab 2023 von bis zu 1500 weniger Wohneinheiten im jährlichen Neubau aus, sollten die Bedingungen so bleiben.

Der Geschäftsführer der Baugesellschaft Hanova Wohnen in Hannover, Karsten Klaus, deutete an, zunächst nur noch schon laufende Projekte zu beenden. Es sei kaum noch möglich, längerfristig zu planen, und die erwartbaren Mindestrenditen seien gering. Das Unternehmen hat auch viele Sozialwohnungen im Programm. Der Mieterbund befürchtet den Angaben zufolge, dass es für Menschen mit geringem Einkommen zusehends problematisch wird, eine finanzierbare Bleibe zu finden.

Mitte 2021 hatte der VDW von insgesamt relativ stabilen Mieten im Nordwesten berichtet - gleichzeitig sei bezahlbarer Wohnraum jedoch nach wie vor knapp. Der nötige Neubau sei zu gering. Durch die Corona-Krise kam die Bauwirtschaft recht glimpflich, aber inzwischen ist Bauen sehr teuer. Obendrein verzögern sich viele Projekte.

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