Hannover.

Der Philologenverband Niedersachsen sieht nach den schriftlichen Abiturprüfungen Handlungsbedarf im Fach Mathematik. Der Verband spreche sich zwar für ein anspruchsvolles Abitur aus, es müsse aber in Anbetracht des reduzierten Präsenzunterrichts in der Corona-Pandemie verhältnismäßig sein, sagte Verbandschef Christoph Rabbow laut Mitteilung am Montag. "Es gibt kein zweites Fach, in dem seit Einführung des Zentralabiturs über die Schwierigkeit und Länge derart gestritten wird."

Die schriftlichen Abiturprüfungen endeten am vergangenen Donnerstag mit Sport und Informatik, am Montag begannen die mündlichen Abiturprüfungen für rund 31.000 Schülerinnen und Schüler im Land. Rabbow betonte, die überwiegende Zahl der von den Fachkommissionen im Kultusministerium erstellten Aufgabenvorschläge seien "leistbar" gewesen. Es müssten aber mehr Prüflinge in die Nachschreibklausuren als in den vergangenen Jahren - der Corona-Pandemie wegen.

In den Mathe-Prüfungen jedoch sei der sogenannte Transfer, also der Anspruch, das Gelernte auf etwas Neues anzuwenden, deutlich ausgeweitet worden. Diese Verschiebung sei weder nachvollziehbar noch werde sie "dem von der Corona-Pandemie geplagten Abiturjahrgang 2022 gerecht", sagte er. Auch die Länge der Aufgabenvorschläge sei seit Jahren in der Kritik: "Den Schülerinnen und Schülern muss doch mal Zeit zum Nach- und Überdenken eines Lösungsansatzes gegeben werden."

Wie kein Jahrgang zuvor habe der Abiturjahrgang 2022 in der Pandemie mit Distanz- und Wechselunterricht zu tun gehabt, erklärte Rabbow. "In der Einführungsphase waren die Schülerinnen und Schüler fünf Monate im Homeschooling. Dies muss natürlich im Abitur Berücksichtigung finden." Er forderte, die Prüfungsvorgaben zu vereinheitlichen. Mittlerweile habe fast jedes Fach eigene Zeit- und Organisationsvorgaben, damit nehme die Flut zu sichtender Papiere und der Vorgaben jedes Jahr zu. So seien Fehler kaum zu vermeiden.

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