Lüneburger Heide

Die Heide neu entdecken – bei magischer Sonnenaufgangstour

| Lesedauer: 6 Minuten
E-Biketouren in der Heide

E-Biketouren in der Heide

Michael Poliza bietet E-Biketouren im Norden an – auch Sonnenaufgangstouren durch die Heide.

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Als Fotograf bereist Michael Poliza die Welt. Seit Corona bietet er E-Bike-Touren im Norden an – auch auf Sylt und an der Schlei.

Bispingen. Auf den braunen Heidebüschen liegt weißer Frost. Es ist kalt, minus 1,5 Grad, und gerade geht am Horizont die Sonne auf. Vom Turmberg aus in der Lüneburger Heide bei Bispingen sieht man sie um kurz nach sieben Uhr über dem Wald hervorlugen. Und angesichts von Pandemie und Kriegen in der Welt tut dieser blauer Himmel mit der aufgehenden Sonne gut, heute ist ein perfekter Tag.

Die sechs Männer und Frauen, die dort oben stehen und das Naturschauspiel bei Kaffee und Croissants betrachten, waren kurz zuvor am Hotel Stimbekhof in Oberhaverbeck mit elektrischen Rädern losgefahren, um an der Sonnenaufgangstour des Fotografen Michael Poliza teilzunehmen. Eine von vielen Touren in Norddeutschland.

Lüneburger Heide: Viel Strecke in kurzer Zeit

Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Klar, die Hände frieren, aber die Einsamkeit der Heide, diese Stille, ist um diese Uhrzeit vielleicht noch ein bisschen beeindruckender als ohnehin schon. Um 6.45 Uhr war es am Stimbekhof mit den E-Bikes losgegangen. Diese Tour ist nicht exklusiv für Hotelgäste, sondern kann von jedem gebucht werden.

Anders als beim Wandern oder Spazierengehen durch die Heide, legt man mit den bis zu 25 Stundenkilometer schnellen Rädern, die je nach Muskelkraft und Gefälle natürlich schneller sein können, in kurzer Zeit viel mehr Strecke zurück. Die Achtsamkeit und Langsamkeit wie beim Wandern steht weniger im Fokus, und doch bietet sich bei den vielen Stopps genug Gelegenheit zum Innehalten und zum Genießen dieser Landschaft.

Fotograf bietet Reisen auf der ganzen Welt an

„Wir legen 30 bis 35 Kilometer zurück und sehen dabei mehr als beim Wandern“, sagt Michael Poliza. Der Fotograf, Tourguide, Buchautor und Unternehmer war schon in 180 Ländern, bietet Luxusreisen in Kenia, Neuseeland, Island und in vielen anderen Orten der Welt an.

Aber Corona hat diesen Geschäftszweig vorübergehend lahmgelegt, und so hat der Hamburger genau wie so viele andere die Heimat noch mehr entdeckt. Denn es muss nicht Kenia, Botswana oder Kanada sein, um unvergessliche Momente zu schaffen. Das geht auch in der Lüneburger Heide, in der Schlei- und Elberegion, auf Sylt, am Plöner See, im Alten Land oder in Hamburg. Die Schönheit der Natur zu genießen, geht überall, wenn man offen dafür ist.

Morgens ist die Heide noch menschenleer

„Ich bin ein großer Heidefan, und wir bieten Sonnaufgangstouren an, weil dann ganz wenige Menschen da sind und das Licht so wunderbar ist“, sagt der 64-Jährige, während es vom Turmberg hinunter weiter Richtung Naturblick Suhorn, über den Totengrund zum Wilseder Berg geht. „Wenn der Morgennebel hinaufsteigt, dann ist das eine besondere Atmosphäre“, schwärmt er. „Dann glauben manche gar nicht, dass Deutschland so schön sein kann.“ Ja, dann kann es schon fast kitschig sein. Sonnenaufgänge sind einfach magisch. Schade, dass man sie im Alltag selten so erlebt.

Die E-Bikes hat man auch als Ungeübter schnell verstanden. Das Prinzip ist einfach: den Turbo oder das etwas sanftere Sport- oder Tourenprogramm einlegen, und schon fährt es sich fast von allein. Geht es bergauf, tritt man ein wenig kräftiger in die Pedale, geht es bergab, heißt es, eventuell ein wenig Tempo drosseln. Den 169 Meter hohen Wilseder Berg jedenfalls schafft man mühelos hochzufahren. Das hat nichts mit Faulheit zu tun, es macht einfach richtig viel Spaß! Matsch auf den Waldwegen, umgestürzte Bäume – das ist alles kein Hindernis mit diesen Rädern. „Einfach weiterfahren!“, ruft Michael Poliza den Tourteilnehmern zu.

„Die Heide ist jünger geworden"

Umgestürzte Bäume auf den Wegen lassen sich ganz leicht umfahren, unebenes Waldgelände, Sträucher und Stöcke sind für diese Räder – für Michael Poliza sind sie die Range Rover unter den Fahrrädern – kein Problem. Und um diese Zeit ist kaum jemand unterwegs, sodass sich niemand über die schnellen E-Bike-Räder aufregen könnte. Ein, zwei Hundehalter, zwei Wanderer – mehr Menschen begegnen wir an diesem frühen Morgen nicht. Die Heide gehört uns allein, so das Gefühl.

„Ziel ist es immer, ob bei Sonnenaufgangs oder -untergangstouren, aus der Heide draußen zu sein, bevor die Menschenmassen kommen“, so Poliza. 15 Touren bietet er im Norden an. „Die meisten Leute, die mitfahren, sagen, das kann doch nicht wahr sein, dass hier so ein Juwel vor den Toren Hamburgs liegt.“ Statt Kutschfahrten mit Kaffee und Kuchen bieten Poliza und sein Team eine rasantere Art an, die Heide zu erleben. Er ist bemüht, den Hamburgern diese Heide nahezubringen. „Sie ist nicht mehr für alte Leute, sie ist jünger geworden. Es gibt tolle Restaurants, Hotels wie den Stimbekhof und andere. Es fängt an, richtig Spaß zu machen.“

Lüneburger Heide: Touren dauern bis zu 4,5 Stunden

Heute war die Tour etwas kürzer, manche dauern bis zu 4,5 Stunden. Noch ein Frühstück im Stimbekhof, und dann geht es zurück nach Hamburg. „Man kommt mit einer komplett verzauberten Stimmung wieder nach Hamburg“, hatte Michael Poliza auf der Tour prophezeit. Recht hat er.

Die Touren ab dem Stimbekhof kosten ab 59 Euro, die Sonnenaufgangstouren 119 Euro. Infos unter www.mp-ebike-adventures.de/stimbektours