Herzberg.

Seit über 15 Jahren trägt die Stadt Herzberg den Namenszusatz "die Esperanto-Stadt". Durch den Einsatz eines kleinen Vereins wird die künstlich geschaffene Sprache in dem Harz-Ort zum Leben erweckt. Inzwischen finden sich in der Stadt Straßenschilder und Speisekarten in Esperanto. In der Bibliothek stehen Bücher wie Max und Moritz oder der Koran auf Esperanto.

Für die Stadt ist die Sprache ein Alleinstellungsmerkmal. Große touristische Ziele verfolge man damit aber nicht, sagte Bürgermeister Christopher Wagner (SPD). "Das touristische Potenzial ist überschaubar. Die Zielgruppe ist dafür zu klein", sagte er. Stattdessen trage der Namenszusatz, für den der Rat 2006 stimmte, der Geschichte der Stadt Rechnung. Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts gab es erste Esperanto-Tätigkeiten in der Stadt. 1976 gründete sich hier die Esperanto-Gemeinschaft Südniedersachsen, die derzeit rund 100 Mitglieder zählt.

Immer wieder finden auch internationale Kongresse und die Jahrestagung des Deutschen Esperanto-Bundes in Herzberg statt. An den örtlichen Schulen wird die Sprache in Arbeitsgemeinschaften unterrichtet.

Esperanto ist eine künstlich geschaffene Sprache, die Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Der Erfinder Ludwik Lejzer Zamenhof, ein gelernter Augenarzt aus Polen, wollte damit unter anderem zur Völkerverständigung beitragen. In Herzberg wird dieses Ideal durch einen einwöchigen Schüleraustausch mit der polnischen Stadt Góra umgesetzt. An dem freiwilligen Angebot in den Sommerferien können alle Herzberger Schüler zwischen zwölf und 18 Jahren teilnehmen, die Esperanto sprechen.

Heutzutage sprechen nach Schätzungen bis zu zwei Millionen Menschen weltweit die Sprache. "800.000 Menschen haben im vergangenen Jahr Esperanto in der Sprachenlernapp Duolingo gelernt", sagte ein Sprecher des Deutschen Esperanto-Bundes.

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