Hannover. Große Unternehmen stehen in Niedersachsen oft im Fokus. Dabei ist ein Großteil der Menschen bei kleineren Firmen angestellt. Neben der Bewältigung der Corona-Pandemie sieht Wirtschaftsminister Althusmann an weiteren Stellen Handlungsbedarf.

Die Zahl der mittelständischen Unternehmen in Niedersachsen ist in den vergangenen Jahren deutlich über dem Bundesschnitt gewachsen. Wie Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag in Hannover unter Berufung auf den Mittelstandsbericht mitteilte, gab es im Oktober vergangenen Jahres 2,4 Prozent mehr mittelständische Unternehmen im Land als noch Anfang 2017. Im bundesweiten Schnitt betrug der Zuwachs demnach in diesem Zeitraum lediglich ein Prozent.

Laut Althusmann zählen 323.400 Unternehmen in Niedersachsen zum Mittelstand, das sind 99,6 Prozent aller Firmen. Rund 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bundesland sind dort angestellt - das sind etwa 2,1 Millionen Menschen.

Von 2016 bis 2020 entstanden den Angaben zufolge etwa 180.000 weitere sozialversicherungspflichtige Jobs in Niedersachsen - rund 107.000 waren auf den Mittelstand zurückzuführen. Insgesamt waren Ende 2020 etwas mehr als drei Millionen Menschen im Bundesland sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Wer weniger als 250 Menschen beschäftigt und maximal 50 Millionen Euro Jahresumsatz erzielt oder eine Jahresbilanzsumme von maximal 43 Millionen aufweist, gilt demnach als mittelständischer Betrieb.

Innerhalb des Mittelstands zählt laut Bericht das Handwerk zu einer tragenden Säule. 15,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Niedersachsen arbeiten in diesem Bereich.

Doch die Corona-Pandemie hat tiefe Spuren in Niedersachsens Wirtschaft hinterlassen. Wie Althusmann berichtete, wurden seit Beginn der Pandemie bis Ende des vergangenen Jahres rund 6,6 Milliarden Euro Wirtschaftshilfen aus Bundes- und Landesgeldern gezahlt.

Neben der Pandemie-Bewältigung bleiben demnach Digitalisierung, Klimaschutz, Entbürokratisierung sowie die Gewinnung von Fachkräften zentrale Herausforderungen für den Mittelstand. "Wir stehen fraglos vor großen Aufgaben", betonte der Minister. Für viele Unternehmen gehe mit der Zeit nach der Pandemie auch eine strategische Neuorientierung einher - etwa durch einen stärken Einsatz digitaler Anwendungen oder durch neue Geschäftsfelder im Zuge der Energiewende. Mit Blick auf die Energiewende nannte Althusmann etwa die Wasserstofftechnik als einen wichtigen Wirtschaftszweig.

Die Grünen-Landtagsfraktion betonte ebenfalls die Bedeutung des Mittelstands, forderte von der Landesregierung jedoch mehr Engagement an einigen Punkten. "Insbesondere in ländlichen Regionen hapert es an der digitalen Infrastruktur oder der Erreichbarkeit mit Bus und Bahn. Das erschwert beispielsweise die Suche nach qualifizierten Fachkräften und Auszubildenden für die Unternehmen, was seitens der Unternehmen oft zu Recht beklagt wird", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Detlev Schulz-Hendel.

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