Aktenzeichen XY

Zwei Morde nach Zeugenaufruf im TV kurz vor der Aufklärung

| Lesedauer: 4 Minuten
"Aktenzeichen XY ...ungelöst": Moderator Rudi Cerne im Studio der Sendung. Die Polizei Cuxhaven hofft auf Hinweise nach der Sendung. Es geht um brutale Morde an zwei Frauen in den Jahren 1992 und 1993.

"Aktenzeichen XY ...ungelöst": Moderator Rudi Cerne im Studio der Sendung. Die Polizei Cuxhaven hofft auf Hinweise nach der Sendung. Es geht um brutale Morde an zwei Frauen in den Jahren 1992 und 1993.

Foto: picture alliance/Matthias Balk/dpa

40 Hinweise zu 30 Jahre alten Mordfällen eingegangen. Polizei hofft auf "fehlendes Puzzleteil" – und zeigt Mordwerkzeuge im Bild.

Cuxhaven/Bremverhaven/Neumünster. Nach der Ausstrahlung eines Beitrages bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" zur Ermordung zweier Frauen bei Bremerhaven in den 1990er Jahren stehen die Fälle offenbar kurz vor der Aufklärung. Es seien 40 neue Hinweise zu den beiden ungeklärten Mordfällen eingegangen, teilte die Polizei Cuxhaven am Donnerstag mit.

Die Ermittlungsgruppe Cold Case der Polizei Cuxhaven ist zuversichtlich, die Fälle zu lösen. Es fehlt offenbar nur noch der entscheidende Hinweis.

Aktenzeichen XY: Frauenmorde in Bremerhaven vor Aufklärung

Innerhalb weniger Monate waren 1992 und 1993 zwei Frauen, Vanessa Wardelmann und Anja Witt, südlich von Bremerhaven sowie bei Verden von einem Unbekannten getötet worden. Die Morde waren bereits im November 2019 Thema der Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst". Damals gingen rund 250 Hinweise bei der Polizei ein, die alle überprüft worden seien.

Den Angaben zufolge wurden bereits mehr als 800 Menschen überprüft und etwa 450 Speichelproben eingeholt. Der entscheidende Hinweis sei aber damals leider nicht dabei gewesen, so die Polizei. Darauf hofft die Ermittlungsgruppe Cold Case nun nach der erneuten Ausstrahlung bei der Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst".

Polizei sucht bei Aktenzeichen XY fehlendes Puzzleteil

"Wir geben nicht auf", so der Leiter der Ermittlungsgruppe, Kriminalhauptkommissar Rainer Brenner. Er verspricht: "Wir werden jede Möglichkeit in Erwägung ziehen, um die Fälle aufzuklären. Wir suchen nur noch das fehlende Puzzleteil, um den Täter zu identifizieren. Wir haben die DNA des Täters". Daraus ergebe sich eine große Chance, die Mordfälle aufzuklären. "Dann könnten wir den Angehörigen Gewissheit geben, wer für die grausamen Taten verantwortlich war."

Die Beamten sind weiterhin auf der Suche nach Personen, die seinerzeit in dem Prostituierten-Milieu unterwegs gewesen sind. "Wir möchten die Frauen und allgemein Personen ansprechen, die sich in den Jahren von 1990 bis 1995 auf dem Straßenstrich im Bereich Bremerhaven, insbesondere in der Van-Heukelum-Straße und in der Lessingstraße sowie in Bremen aufgehalten haben und von Freiern berichten können, die mit speziellen, grenzüberschreitenden sexuellen Wünschen aufgefallen sind, zum Beispiel durch Würgen, Fesseln oder Knebeln", so Brenner.

Aktenzeichen XY: Polizei zeigt Fotos von Tatwerkzeugen

"Durch die Veröffentlichung der Tatmittel erhoffen wir uns Hinweise von Personen, die gegebenenfalls mit einem Mann Kontakt hatten, der diese Gegenstände in Kombination zum Beispiel im Auto oder in einer Wohnung aufbewahrt hatte. Das Drosselungsseil hat der Täter extra für die Tötung der Frauen hergestellt."

Vielleicht sei jemandem eine Person aufgefallen, die sich auffallend für die mediale Berichterstattung und die polizeilichen Ermittlungen interessiert habe. Die Ergebnisse der Ermittlungen zeigten zudem, dass eine Verbindung des Täters zum Drogenmilieu unwahrscheinlich erscheint. Diese Verbindung war unsprünglich angenommen worden.

"Es ist uns gelungen, eine Vielzahl von Personen aus dem Drogenmilieu von damals zu ermitteln und zu überprüfen. Damalige Tatverdächtige konnten wir hierbei entlasten", so der Leiter der Ermittlungsgruppe. Es sei demnach eher von einem Serientäter auszugehen.

Frauen bei Bremerhaven getötet: War es ein Serienmörder?

"Der Täter ist schwer zu lokalisieren", so Brenner. "Es ist auch nicht auszuschließen, dass unser Täter gar nicht im Bundesland Bremen oder Niedersachsen lebt oder gelebt hatte oder sogar für andere Tötungsdelikte in Frage kommt. Hinweise zu den Tatet erbittet die Polizei Cuxhaven unter Telefon 04721-573-200 oder an jede andere Polizeidienststelle.

Weiterer Fall bei Aktenzeichen XY: Überfall auf 82 Jahre alten Mann

Ebenfalls am Dienstag hat das ZDF am Dienstag in der Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" über einen Fall in Neumünster in Schleswig-Holstein berichtet. Dabei ging es um einen Überfall auf einen 82 Jahre alten Mann im Stadtteil Tungendorf.

Der alte Herr war am 4. März 2021 brutal ausgeraubt worden. Zunächst hatten zwei Männer, die sich als Paketboten verkleidet hatten, an der Tür des Einfamilienhauses geklingelt. Der Rentner öffnete die Tür. Die Täter drängten ihn in die Wohnung, anschließend schlugen und fesselten sie den 82-Jährigen. Sie forderten die Herausgabe von Geld und Schmuck und flohen sie mit einem vierstelligen Geldbetrag sowie einigen anderen Wertgegenständen.

Nach Ausstrahlung des achtminütigen Films über den Fall sind mittlerweile fast 20 Hinweise bei den Ermittlern eingegangen – einige scheinen durchaus vielversprechend, berichtet der Holsteinische Courir auf shz.de. Zeugen, die Hinweise auf die Täter geben können, bittet die Polizei Neumünster, sich unter der Rufnummer 04321-9450 zu melden.

( ced )