Hannover.

Die Verweigerung einer Corona-Prämie für medizinische Fachangestellte in Praxen droht die Beschäftigten in Gesundheitsberufen laut Ärztekammer Niedersachsen zu spalten. Die medizinischen Fachangestellten (MFA) leisteten "unverzichtbare und herausragende Arbeit für die gesundheitliche Versorgung von Patientinnen und Patienten – unabhängig davon, ob sie im stationären oder im ambulanten Bereich arbeiten", sagte die Vizepräsidentin der Kammer, Marion Charlotte Renneberg, am Dienstag. Verkannt würden erhebliche Mehrbelastungen der Fachangestellten im niedergelassenen Sektor in der pandemischen Ausnahmesituation.

Viele medizinische Fachangestellte seien seit der Covid-19-Pandemie "über den Rand ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit hinaus beansprucht, hinzu kommt das erhöhte Risiko der Berufsgruppe, sich selbst mit Covid-19 zu infizieren", mahnte Renneberg, die selber Fachärztin für Allgemeinmedizin mit eigener Praxis ist. "Zusätzlich zu der enormen Arbeitsbelastung ertragen MFA Anfeindungen und Beleidigungen, die mittlerweile leider zum Alltag in vielen niedergelassenen Praxen dazugehören."

Das Signal der Bundesregierung werte die Leistungen dieser Berufsgruppe ab und demotiviere viele Fachkräfte zusätzlich, warnte sie. "Als Vertreterin der niedersächsischen Ärzteschaft fordere ich ganz klar: Medizinische Fachangestellte sind systemrelevant und verdienen mehr Wertschätzung." Gerade im niedergelassenen Sektor suchten Ärztinnen und Ärzte händeringend nach qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern. Eine gesetzlich verankerte Corona-Prämie sei ein wichtiger Anreiz.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zuvor angekündigt, den geplanten Pflegebonus auf einen bestimmten Kreis von Pflegekräften zu begrenzen. Gezahlt werden soll der Bonus demnach vor allem Pflegekräften, die in der Pandemie besonders belastet waren. SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass es einen Corona-Bonus für Pflegekräfte geben soll. Dafür will die Ampel-Regierung eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen und die Steuerfreiheit für Bonuszahlungen auf 3000 Euro anheben.

© dpa-infocom, dpa:220111-99-667318/4