Elsfleth/Berlin. Das Verteidigungsministerium hat Zweifel an den Kosten für die Sanierung des Marineschulschiffs und geht jetzt offenbar vor Gericht.

In der Affäre um die überteuerte Sanierung des Marineschulschiffs "Gorch Fock" soll das Verteidigungsministerium einem Bericht zufolge jetzt offiziell auf eine Entschädigung durch die Ex-Chefs der beauftragten Werft pochen. Die "Nordwest-Zeitung" (online) meldete am Donnerstag, dass inzwischen eine entsprechende Klage eingegangen sei – ein solcher Schritt hatte sich zum Jahresende 2021 bereits angedeutet.

Aus dem Haus von Ministerin Christine Lambrecht (SPD) in Berlin hieß es am Abend, ein zivilrechtliches Verfahren dazu gebe es am Landgericht Oldenburg. Hinzu kämen strafrechtliche Ermittlungen. "Diese laufen unserer Erkenntnis nach noch", sagte eine Sprecherin.

"Gorch Fock"-Sanierung: Bund hält Rechnungen offenbar für überhöht

Im Dezember hatte sich das Verteidigungsministerium nach "Spiegel"-Informationen entschlossen, wegen der Kostenexplosion bei der "Gorch Fock"-Runderneuerung Schadenersatz einzuklagen. Es geht um die beiden früheren Geschäftsführer der Elsflether Werft. Hintergrund sind demnach möglicherweise überhöhte Rechnungen, die der Schiffbaubetrieb als Generalunternehmer dem Bund gestellt haben soll.

Die Osnabrücker Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit Längerem gegen Ex-Manager der Firma. Sie sollen mehrere Millionen Euro in undurchsichtige Nebengeschäfte gesteckt haben. Die Beschuldigten wollten laut "Spiegel" zu den Vorwürfen und zur Zivilklage keine Stellung nehmen.

Die Elsflether Werft hatte im Februar 2019 Insolvenz angemeldet. Auf der mehr als 60 Jahre alten "Gorch Fock" bildet die Marine ihren Offiziersnachwuchs im Seemannshandwerk aus. Für die Generalüberholung des Dreimasters waren zunächst zehn Millionen Euro eingeplant gewesen – nach großen Steigerungen deckelte die frühere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Ausgaben dann auf 135 Millionen Euro.