Hannover. Für viele Menschen stellt sich im Alter die Frage nach dem richtigen Wohnort. Ein Immobilienentwickler befragte dazu nun mehr als 1000 Senioren. Aber nicht nur der Ort selbst, sondern auch die angespannte Lage in der Pflegebranche spielt eine wichtige Rolle.

Unabhängigkeit auch im Alter - das wünschen sich viele Senioren und Seniorinnen, auch wenn die Betreuung oft nicht einfach zu organisieren ist. Der Form des Wohnens im Ruhestand kommt dabei eine große Bedeutung zu, wie eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos nahelegt. Sie wurde am Dienstag in Hannover vorgestellt.

Auftraggeber der Analyse war das Unternehmen Carestone, ein Entwickler von Senioren-Wohnprojekten und Pflegeimmobilien. Andere Akteure verwiesen darauf, dass neben der reinen Wohnform aber auch die teils schwierigen Bedingungen der Pflege selbst verbessert werden müssten - bei bestehenden Angeboten gebe es noch Möglichkeiten dafür.

An der Befragung nahmen laut Carestone-Geschäftsführer Karl Reinitzhuber über 1100 Senioren sowie über 70 Experten aus der Branche teil. Ein zentrales Ergebnis, so die Interpretation des Projektentwicklers, sei der Wunsch vieler Seniorinnen und Senioren nach Selbstbestimmung. Einige derzeitige Wohnformen wie etwa die stationäre Pflege nähmen ihnen indes das Gefühl von Selbstbestimmung.

Der Wohntrend entwickle sich immer mehr in Richtung einer individualisierten Gesellschaft, sagte die Autorin und Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern. Einerseits beobachte man den zunehmenden Wunsch nach Individualität - andererseits sehe man das anhaltende Bedürfnis nach Gemeinschaft. Dies biete Chancen für ganz neue Wohnformen wie "Co-living" oder "Co-working".

Auch die Pflegekräfte spielten eine entscheidende Rolle bei der Planung von zukünftigen Pflegeimmobilien. "Wir glauben, dass man mit guten Immobilien einen gewissen Beitrag leisten kann, um die Arbeitszufriedenheit und Motivation der Pflegekräfte zu verbessern", sagte Reinitzhuber. Für Senioren sei es zudem wichtiger, Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben wie Behördengängen oder der Nutzung des Internets zu bekommen, als Services rund um die Gesundheit direkt in der Wohnanlage zu haben.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Niedersachsen sieht keinen zwingenden Bedarf an neuen Wohnkonzepten für ältere Menschen. Vielmehr sollten sich bereits die bestehenden Wohnkonzepte an den sich verändernden Bedürfnissen der Menschen orientieren, sagte Uwe Kreuzer vom Verband in Niedersachsen. Wichtig sei dabei, die Selbstbestimmtheit von älteren Menschen zu fördern - und möglichst lange zu erhalten. Dabei müsse insbesondere die Barrierefreiheit stärker vorangetrieben und weiter unterstützt werden.

Die Landeshauptstadt Hannover bietet nach eigener Darstellung schon jetzt ein vielfältiges Angebot an Wohnformen für alte Menschen - etwa Demenz-Wohngruppen, Pflege-Wohngemeinschaften oder betreutes Wohnen. In Hannover leben demnach derzeit rund 134 000 Personen im Alter von über 60 Jahren. Bis 2030 werden es laut Prognosen etwa 150 000 sein.

© dpa-infocom, dpa:211130-99-200864/3