Nienburg.

Die Erdmannwälder im niedersächsischen Forstamt Nienburg südlich von Bremen sind Deutschlands "Waldgebiet des Jahres 2022". Die naturnah bewirtschafteten sogenannten Erdmannwälder hätten die Klimaschäden der vergangenen vier Jahre - Stürme, Dürre und Käferbefall - nahezu unbeschadet überstanden, sagte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Forstleute (BDF), Ulrich Dohle. "Diese seit 130 Jahren intensiv von Forstleuten gestalteten Wälder geben uns wichtige Hinweise, wie klimaresiliente Wälder in Zukunft aussehen können." Deutschlands Wälder leiden unter den Folgen des immer deutlicher werdenden Klimawandels.

Waldgebiete, in denen Mischwäldern schon vor langer Zeit angelegt worden seien, könnten den Forstleuten beim Waldumbau als Orientierung dienen, sagte Dohle. "Zu diesen Wäldern zählen auch die Erdmannwälder, die durch Vielfalt an Baumarten und Strukturen überzeugen und mehr denn je Vorbild für stabile, vielfältig nutzbare Wälder sind." Henning Schmidtke, Leiter des Forstamtes Nienburg, bezeichnete die Auszeichnung als "Ansporn zur Weiterentwicklung der Erdmannwälder".

Die Erdmannwälder sind Teil der Niedersächsischen Landesforsten. Benannt wurden sie nach dem früheren Oberförster Friedrich Erdmann (1859-1943), der 1892 den Angaben zufolge viele kränkelnde Kiefernwälder vorfand. Er begann mit einem "für die damalige Zeit in Art und Umfang überaus vorausschauenden und einmaligen Waldumbau": Er ließ Buchen, Eichen und Weißtannen säen und pflanzen und sorgte für eine bessere Humusbildung der Waldböden. Douglasien, Küstentannen, Lärchen, Roteichen und Exoten wie Esskastanie und sogar Orientbuche folgten. Buchen waren das Grundgerüst seines Waldumbaus.

Die Auszeichnung soll voraussichtlich am 29. April 2022 in Bassum-Neubruchhausen übergeben werden. Die ausgezeichneten Waldgebiete der vergangenen Jahre waren etwa die Ivenacker Eichen in Mecklenburg und der Wermsdorfer Wald bei Leipzig. Bereits 2013 wurde mit dem Solling ein niedersächsisches Waldgebiet ausgezeichnet.

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