Hannover. Im Norden ist die Corona-Lage nicht ganz so angespannt wie im Süden Deutschlands, aber auch hier nehmen die Infektionen wieder zu. Kann eine schärfere Corona-Verordnung den Trend umkehren?

Angesichts steigender Infektionszahlen deutet sich auch in Niedersachsen und Bremen keine Besserung der Corona-Pandemie an. Zu Wochenbeginn nahmen in Niedersachsen die Einweisungen von Covid-19-Kranken in die Kliniken abermals zu.

Die Hospitalisierungsinzidenz in Niedersachsen stieg laut Daten vom Montagmorgen auf 5,6 - für Sonntag war noch ein Wert von 5,3 angegeben worden. Dieser Wert drückt aus, wie viele Patientinnen und Patienten mit einer nachgewiesenen Infektion auf 100.000 Einwohner gerechnet während der vergangenen sieben Tage neu ins Krankenhaus kamen.

Auf den niedersächsischen Intensivstationen waren mit Stand Montagfrüh 7,7 Prozent der zur Verfügung stehenden Betten mit Covid-19-Kranken belegt. Dies ist noch deutlich weniger als in manchen anderen Regionen, aber ebenfalls eine weitere Steigerung zum Vortag (7,4 Prozent). Auch das Gesamt-Infektionsgeschehen bleibt angespannt: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Niedersachsen lag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zuletzt bei 174,3. Am Wochenende war die Zahl der registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Menschen binnen sieben Tagen noch leicht auf 159,6 gesunken.

Im kleinsten Bundesland Bremen wuchs der generelle Inzidenzwert am Montag auf 179,1, das war ebenso über dem Niveau vom Sonntag (166,4). Im bundesweiten Schnitt betrug die Sieben-Tage-Inzidenz 386,5.

Maßgeblich für die Bewertung der Pandemie-Situation sind in Niedersachsen die Krankenhaus-Neueinweisungen. Eine Corona-Warnstufe wird erreicht, wenn dieser Hospitalisierungswert sowie mindestens eines der anderen beiden Maße (Neuinfizierte, Intensivbettenbelegung) die in der Landesverordnung definierten Schwellen überschreiten.

So muss der Leitindikator Hospitalisierung den Wert 6,0 übersteigen, damit möglicherweise Warnstufe eins ausgerufen werden kann. Niedersachsen plant in seiner neuen Corona-Verordnung auch die 2G-plus-Regel vorzuschreiben - also die Zulassung nur Geimpfter oder Genesener zu vielen Bereichen in Freizeit, Kultur und Gastronomie, wenn ergänzend ein negativer Corona-Test vorgelegt wird. Am Mittwoch will Niedersachsen die neue verschärfte Corona-Verordnung in Kraft setzen.

Unterdessen sprach sich der Landesvorstand der CDU in Bremen für eine allgemeine Impfpflicht aus. Die deutliche Mehrheit der Menschen im Land Bremen und in Deutschland habe sich schnell impfen lassen und halte Test- und Hygiene-Regeln ein, sagte der Landesvorsitzende Carsten Meyer-Heder. Wenn diese Solidarität einseitig von Impfverweigerern ausgenutzt werde, müsse auch über eine Impfpflicht nachgedacht werden.

Auch Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) schloss für die Zukunft eine Impfpflicht nicht aus. Sie würde aber zu spät kommen, um die derzeitige vierte Welle zu stoppen. Stattdessen gelte es nun, alle Kräfte zu mobilisieren, um möglichst schnell allen Impfwilligen eine Booster-Impfung anzubieten und die Nicht-Geimpften doch noch von einer Impfung zu überzeugen.

Angesichts der angespannten Corona-Lage gibt es viele Absagen von Firmen-Weihnachtsfeiern. Nach Einschätzung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Niedersachsen könnten die absehbaren Geschäftseinbußen die ohnehin schwierige Situation für Lokale und Restaurants verschärfen. Etwa jede dritte vorgesehene Weihnachtsfeier sei bereits ins Wasser gefallen, viele Gastronomen befürchteten einen "Genickbruch", berichtete der NDR.

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