Spiekeroog.

Mehr als ein Jahr stand die traditionsreiche Pferdebahn auf Spiekeroog still: An diesem Donnerstag nahm die Bahn durch ein erneuertes Deichtor erstmals wieder Fahrt auf und brachte Gäste über die Nordseeinsel. "Wir sind froh und überglücklich, dass die Pferdebahn endlich wieder rollt", sagte der zweite Vorsitzende des Inselmuseumsvereins, Hille Schreiber, am Donnerstag.

Am Mittag brach der "Waggon 21" gezogen von Zugpferd "Tamme" zu einer ersten Fahrt vom Inselort durch das Deichtor bis zum Insel-Westend auf. In der Saison soll es nun wieder mehrere Fahrten täglich geben.

Das Deichtor, durch das die Schienen der historischen Bahn verlaufen, war zuletzt in die Jahre gekommen und musste erneuert werden. Der kleinen Inselgemeinde fehlte dafür jedoch das Geld. Der Küstenschutz sicherte das marode Tor provisorisch mit Sandsäcken, um die Insel vor Sturmfluten zu schützen. Die Trasse war dadurch aber versperrt, die Pferdebahn stand vor dem Aus.

Der Museumsverein rief daraufhin im Januar unter dem Titel "Rettet die Pferdebahn" zu Spenden auf, um das marode Deichschart für 100 000 Euro zu erneuern. Die Summe sei binnen weniger Wochen zusammengekommen, rund 2200 Spenderinnen und Spender, darunter Insulaner, Gäste und Betriebe, beteiligten sich an der Aktion, sagte Schreiber. Es sei sogar mehr Geld gespendet worden. Damit sollen künftig die Namen der Geldgeber auf den alten Deichtoren aufgedruckt und ausgestellt werden. Zudem soll ein alter, stillgelegter Teil der Pferdebahn-Trasse mithilfe der Spenden reaktiviert werden.

Die Spiekerooger Pferdebahn von 1885 ist eine Rarität. Europaweit ist es nach Angaben der Insel die einzige Pferdebahn, die noch auf ihrer traditionellen Trasse verkehrt. Einst wurde sie für den Transport von Waren genutzt, heute ist sie vor allem bei Inselgästen beliebt. Rund 15 000 Menschen pro Jahr beförderte die Bahn zuletzt.

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