Hannover/Lingen.

Der Abriss des bereits 1977 abgeschalteten Kernkraftwerks Lingen kann weitergehen. Das zuständige Umweltministerium habe das zweite Teilprojekt des Abbaus genehmigt, teilten am Freitag das Ressort und der Kraftwerkseigentümer RWE mit. Damit liegt die Genehmigung für den Abbau des Reaktordruckgefäßes samt Einbauten und der Strahlungsabschirmung des Reaktors, des so genannten Biologischen Schildes, vor.

Die Atomanlage befindet sich seit 2015 im sogenannten Rückbau. Im ersten Teilprojekt würden Teile abgebaut, die oberflächlich mit Radioaktivität in Berührung gekommen seien, erläuterte ein Kraftwerkssprecher. Dazu gehörten vor allem die Reaktorhilfssysteme oder auch die Dampfumformer. Der Ausbau der Dampfumformer gehe zügig voran. Die weitere Zerlegung und Bearbeitung der Komponenten solle in einer externen Bearbeitungseinrichtung in Schweden erfolgen. Der Transport ist dem Sprecher zufolge für den Herbst geplant. Über seine Details wolle das Unternehmen beizeiten transparent informieren.

Im nun genehmigten zweiten Teilprojekt sollen Reaktorbehälter und Biologischer Schild in der Anlage zerlegt und fachgerecht verpackt werden. Diese sollen der BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung und späteren Endlagerung übergeben werden. Bis Mitte der 2020er Jahre soll dann das Kernkraftwerk aus dem Geltungsbereich des Atomgesetzes entlassen sein, so dass anschließend der komplette, konventionelle Rückbau erfolgen könnte.

Nach dem Entfernen der hoch radioaktiven Brennelemente im Jahr 1983 war der Reaktor 1988 im Prinzip zugesperrt worden. In den 1990er Jahren wurden die konventionellen Anlagenteile abgerissen, seitdem steht nur noch das Reaktorgebäude. 2008 wurde der Antrag zum Abbau der Anlage gestellt - im Dezember 2015 erteilte das niedersächsische Umweltministerium dazu die Genehmigung. Das jüngere Schwesterkraftwerk der Anlage, das Kernkraftwerk Emsland, ist noch bis Ende 2022 in Betrieb.

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