Lehrte. Container-Umschlagbahnhöfe holen schon seit längerem Güter von der Straße auf die Schiene. Bei Hannover ist jetzt ein Terminal gestartet, an dem Container auch zwischen Zügen umgeladen werden.

Die Deutsche Bahn hat in Lehrte bei Hannover einen neuartigen Containerbahnhof in Betrieb genommen, der mehr Güter von der Straße auf die Schiene bringen soll. Der Umschlagbahnhof könne rund 250.000 Lastwagenfahrten jährlich einsparen, sagte DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla am Mittwoch beim offiziellen Startschuss. "Mit jedem Zug, der in Lehrte startet, nehmen wir 52 Lastwagen von der Straße." An dem sogenannten Megahub werden Container von Lastwagen auf Züge geladen. Bundesweit neuartig ist dabei, dass Container, Wechselbehälter und Sattelauflieger auch zwischen Zügen umgeladen werden, um zeit- und kostenaufwendiges Rangieren zu sparen.

Wenn Deutschland im Gütertransport die Verkehrswende schaffen und den Bahnanteil am Transportvolumen steigern wolle, seien schnelle Umschlaganlagen wie bei Hannover erforderlich, sagte der Bahnbeauftragte des Bundes, Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU). "Diese Anlage ist ein Modell für das, was wir in Deutschland vorhaben." Sie diene als Vorbild für weitere Umschlagbahnhöfe in Deutschland. Von Lehrte aus bereits angefahren werden Ziele in Spanien, Frankreich, Schweden, Belgien und den Niederlanden. Auch bis nach China wird Fracht abgefertigt. 171 Millionen Euro wurden in den Umschlagbahnhof investiert.

"Ich denke, der Bahnhof wird den Containerumschlag ein Stück weit revolutionieren und die Vorteile von Schiene und Straße kombinieren", sagte Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU). Er erinnerte an die jahrelangen Vorplanungen für den Megahub, der zwischenzeitlich in Duisburg statt in Niedersachsen gebaut werden sollte, und er mahnte mehr Tempo bei großen Bauprojekten an. "Der neue Megahub ist eines der innovativsten Projekte im Güterverkehr - das unterstreicht die herausragende Position Niedersachsens als logistisches Herz Europas", meinte Althusmann. "Der Hub wird die Wettbewerbsfähigkeit der klimafreundlichen Schiene stärken und die Attraktivität Niedersachsens als Logistikstandort noch einmal erhöhen."

Nach Bahnangaben soll das Terminal zu einem Zuwachs im kombinierten Verkehr führen. Dabei werden Container über kurze Strecken am Start- und Zielpunkt per Lkw befördert, die Langstrecke legen sie per Bahn zurück. Der neuartige Umschlag ermöglicht das Umladen der Container mit Hubbrücken auf andere Züge. Dadurch wird der Bahntransport von Containern auch auf Verbindungen interessant, auf denen sich der Einsatz kompletter Züge mangels ausreichender Nachfrage nicht lohnt.

Der Umschlagbahnhof auf dem Gelände eines ehemaligen Rangierbahnhofs dient dem gesamten nordwestdeutschen Raum. In Lehrte kreuzen sich die Hauptstrecken der Bahn in Nord-Süd- und in Ost-West-Richtung. Der Umschlagbahnhof übernimmt die Aufgaben des innerstädtischen Containerbahnhofs Hannover-Linden, der dann geschlossen werden kann. Dadurch entfallen auch viele Lkw-Fahrten durch das Stadtgebiet von Hannover.

© dpa-infocom, dpa:210622-99-100422/5