Hannover. Die Neuansteckungen mit dem Coronavirus flauen ab, gleichzeitig nimmt der Anteil der Geimpften zu. Niedersachsen setzt deshalb die nächsten Lockerungsschritte wie geplant um. Einige Regeln sind aber weiter zu beachten - und der Blick richtet sich auf die Delta-Variante.

Das Land Niedersachsen lockert angesichts der entspannteren Infektionslage weitere Corona-Beschränkungen. Vom (heutigen) Samstag an sind in Kreisen und kreisfreien Städten, in denen die Inzidenz fünf Werktage lang unter 35 lag, wieder Treffen von bis zu zehn Personen "aus beliebig vielen Haushalten erlaubt", wie die Staatskanzlei in Hannover mitteilte. Dazu kommen können noch vollständig Geimpfte und Genesene sowie Kinder unter 14 Jahren. Zuletzt hatte eine Begrenzung auf maximal drei Haushalte gegolten.

Eine Reihe zusätzlicher Erleichterungen gibt es ab Montag - auch hier vor allem zu Kontaktregeln. Grundsätzlich wären damit Geburtstags-, Hochzeits-, Grill-, Sport- oder Einschulungsfeiern möglich. So dürfen sich bei einer Inzidenz der Neuansteckungen unter 10 in Innenräumen bis zu 25 Personen und draußen bis zu 50 Personen versammeln. In diesen Gruppengrößen müssen keine Masken mehr getragen werden. Haben alle Erwachsenen außerdem einen negativen Testnachweis, können sich noch mehr Menschen treffen. Wer am Tisch sitzt, braucht keine Maske zu tragen - wer aufsteht und herumläuft dagegen schon. Außerdem sind Teilnehmerlisten nötig.

Von der neuen Woche an wechselt Niedersachsen in die Stufe null seines Lockerungsplans. Dies bedeutet, dass bei einer stabilen Inzidenz von weniger als 10 auch in Restaurants, Lokalen und Cafés die Begrenzungen entfallen. Ab 25 Personen drinnen und 50 draußen müssen aber alle nicht vollständig Geimpften oder Genesenen in der Gastronomie ebenfalls ein Negativ-Testergebnis vorweisen. Ähnliches gilt für Besucher von Clubs und Diskotheken: Sie brauchen beim Tanzen keine Maske mehr, sollen jedoch einen negativen Test oder Nachweis über vollständige Impfung oder Genesung vorlegen. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist auch auf Wochenmärkten nicht mehr nötig.

In Freizeiteinrichtungen dürfte der Kontrollbedarf hoch bleiben. So musste das Freibad in Peine am Freitag geräumt werden, weil manche Besucher einen Einlassstopp ignorierten und den Zaun überstiegen.

In Hotels oder Pensionen reicht es für die Gäste künftig aus, einen Negativtest nur noch ein Mal bei der Anreise vorzuzeigen. Und das "Übernachten zu touristischen Zwecken" in Wohnmobilen oder Autos ist ab der neuen Woche auch wieder auf öffentlichen Flächen erlaubt - dabei soll die konkrete örtliche Inzidenz keine Rolle mehr spielen. Führungen durch Städte oder die Natur sind nun breiter möglich, für Bus- oder Schiffsfahrten wurden weitere Regeln angepasst.

Die Änderungen der Corona-Regeln gelten zunächst bis zum 16. Juli. Auch in den Schulen gibt es Lockerungen, wie Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) schon am Freitag erklärt hatte. Schülerinnen und Schüler müssen in Außenbereichen wie dem Pausenhof keine Masken mehr tragen - anders als auf Fluren, in Treppenhäusern oder auf Toiletten.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte die Corona-Entwicklung im Land ermutigend: "Die Infektionszahlen in Niedersachsen befinden sich in einem deutlichen Abwärtstrend." Er mahnte gleichzeitig: "Bei aller Freude müssen wir vorsichtig bleiben. (...) Die Delta-Variante breitet sich in Europa aus und wird auch an uns nicht vorbeigehen." Vor allem in Großbritannien wachsen die Fallzahlen mit der Mutation.

Noch stabilisiert sich die Gesamtsituation in Nordwestdeutschland weiter. Nach aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) sank die Sieben-Tage-Inzidenz in Niedersachsen bis Samstag im Schnitt aller Kommunen von 5,8 am Vortag auf zuletzt 5,2. Auch die absolute Summe der zusätzlichen Neuinfektionen nahm nochmals ab - von 83 am Freitag auf 52. Zwei Todesfälle kamen hinzu, insgesamt starben bisher in Niedersachsen im Zusammenhang mit dem Covid-19-Erreger 5726 Menschen.

Sämtliche Kreise und Städte hielten bis Samstag ein Inzidenzniveau von unter 20. Der Landkreis Holzminden hatte statistisch mit 19,9 Fällen noch die vergleichsweise meisten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner über eine Woche. Es folgten Delmenhorst (16,8), der Kreis Diepholz (13,4), die Grafschaft Bentheim (12,4) und der Kreis Stade (10,8). Alle anderen Kommunen lagen unter 10. Für die Kreise Goslar und Lüchow-Dannenberg gab das RKI inzwischen einen Wert von Null an. Im Bundesland Bremen entspannte sich die Lage ebenfalls. Hier betrug die Sieben-Tage-Inzidenz im Durchschnitt 6,3, nach 8,4 am Vortag.

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