Oldenburg.

Mehr als vier Jahre nach dem Rauswurf des EWE-Vorstandschefs Matthias Brückmann hat das Landgericht Oldenburg erneut über dessen Klage gegen den früheren Arbeitgeber verhandelt. Der Vorsitzende Richter Alexander Wiebe rief am Donnerstag beide Seiten zu einem Vergleich auf. Das Verfahren dauere schon lange und könne sich noch über Jahre hinziehen, sagte er.

Der Aufsichtsrat des Oldenburger Energieversorgers EWE hatte Brückmann im Februar 2017 wegen "einer Vielzahl diverser grober Verfehlungen" fristlos entlassen. Hauptvorwurf ist, dass er 2016 mit einer Spende von 253.000 Euro an eine Stiftung von Ex-Boxweltmeister Wladimir Klitschko seine Befugnisse überschritten habe.

Der Prozess läuft seit Anfang 2018. Brückmann ließ sich am Donnerstag von seinem Anwalt vertreten. Zur Praxis von Spenden und Sponsoring bei EWE hörte das Gericht den früheren Personalvorstand Nikolaus Behr als Zeugen. Behr sagte aus, für Spenden habe der Vorstand einen Topf von 500.000 Euro im Jahr gehabt. Dem Finanz- und Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates sei ein- oder zweimal jährlich Bericht über Spenden erstattet worden. Seinem Wissen nach habe der Ausschuss Spenden nicht genehmigen müssen.

Das Gericht und die Vertretung von EWE hielten dem Zeugen aber zwei Dokumente vor. Die Ausschussvorlagen laufen darauf hinaus, dass Spenden von über 50.000 Euro auch zu Brückmanns Zeiten schon einer Genehmigung durch den Aufsichtsrat unterlagen.

Als der Streit 2017 begann, zahlte die Klitschko-Stiftung etwa die Hälfte des Geldes zurück. Für Brückmann (59) geht es in dem Zivilprozess um den Anspruch auf entgangenes Gehalt und sein Ruhestandsgeld. Zugleich hat ihn die Staatsanwaltschaft Oldenburg Anfang 2020 wegen Untreue zulasten der EWE angeklagt. Auch hier geht es unter anderem um die Klitschko-Spende.

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