Hannover. Gesunde Moore spielen beim Kampf gegen den Klimawandel eine große Rolle. Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat ihnen zugesetzt - ein genaues Bild über die Ausmaße des Schadens gibt es aber nicht.

Auch Niedersachsens Moore habe unter den vergangenen drei niederschlagsarmen Jahren gelitten. Es sei davon auszugehen, dass sich die Niederschlagsarmut nachteilig ausgewirkt habe, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Hannover. Für die Moore bedeute das, dass sich der Torfschwund beschleunigt haben dürfte - der Torf in den Mooren zerfällt, die Moore sacken zusammen.

Davon sind nach Expertenansicht vor allem Hochmoore betroffen, die sich aus Niederschlagswasser speisen. Niedermoore beziehen ihr Wasser auch aus dem Grundwasser und sind möglicherweise weniger stark von der Trockenheit betroffen gewesen. 38 Prozent der rund 18 100 Quadratkilometer Moorfläche in Deutschland befinden sich in Niedersachsen.

Angesichts des Klimawandels kommt dem Schutz der Moore in den vergangenen Jahren größere Bedeutung zu. In intakten, feuchten Mooren sind große Mengen nicht vollständig zersetzter jahrtausendealter Pflanzen enthalten. Werden die Moore entwässert oder fallen trocken, wird aufgrund von chemischen Prozessen nicht nur dieses dort gebundene Kohlendioxid freigesetzt, sondern auch andere klimaschädliche Gase.

Im Land Niedersachsen gibt es schon seit vielen Jahren Moorschutzprogramme, die entwässerte Moore wiedervernässen sollen, oder auch Vorhaben, die möglichst viel Wasser in den Mooren halten sollen, indem etwa alte Entwässerungsgräben beseitigt werden. Auch Baumaufwuchs auf den Moorflächen ist mitunter ein Problem, denn die Bäume entziehen dem Moor durch ihr Wachstum Wasser.

Dabei ist die Bedeutung des Moorschutzes für den Klimaschutz immens, sagt Hans Joosten von der Universität Greifswald. Weltweit sind seinen Angaben zufolge 15 Prozent der Moore entwässert. Die entwässerten Moore setzten demnach fünf Mal mehr Kohlendioxid frei als die lebenden Moore speichern.

In Deutschland seien 98 Prozent der Moore nicht mehr in einem unversehrten natürlichen Zustand, sagt Joosten. "Die Moore in Deutschland emittieren fünf Prozent aller menschengemachten Treibhausgase hierzulande", betont er.

Umso wichtiger also sind der Schutz und die Wiedervernässung von Mooren. Aber: Einen Gesamtüberblick über entsprechende Programme in Niedersachsen gibt es laut Umweltministerium derzeit noch nicht. Sie werden von einer Vielzahl verschiedener Träger durchgeführt, wie den Landkreisen, dem Land und verschiedenen Verbänden und Stiftungen. Geplant ist, Informationen zu diesen Projekten in einem landesweiten Moorinformationszentrum Niedersachsen zu sammeln - dieses sei aber noch im Aufbau.

Moorschutz ist auch ein Anliegen des "Niedersächsischen Weges", bei dem sich Land, Landwirte und Umweltschützer im vergangenen Jahr auf gemeinsames Vorgehen beim Arten- und Umweltschutz geeinigt haben. Demzufolge muss im Bereich der Landwirtschaft die klimaschonende Bewirtschaftung weiter gefördert werden. Zudem soll in Moorgebieten eine moorschonende Bewirtschaftung zum Klimaschutz beitragen, hieß es aus dem Umweltministerium.

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