Hannover.

Eine Forschergruppe der Friedrich-Schiller- Universität Jena hat für den Landespräventionsrat Niedersachsen ein Gutachten zur frühzeitigen Erkennung und Vermeidung von Radikalisierung vorgelegt. Justizministerin Barbara Havliza (CDU) sprach am Dienstag in Hannover von einer wichtigen Grundlage: "Wenn wir Extremismus nachhaltig bekämpfen wollen, brauchen wir fundierte Erkenntnisse über Radikalisierungsprozesse. Das Gutachten zeigt uns, dass Menschen nicht über Nacht zu Extremisten werden."

Für das 170-Seiten-Gutachten wertete der Entwicklungspsychologe Andreas Beelmann mit seinem Team vier Jahre lang hunderte Forschungsarbeiten zu Radikalisierungsprozessen aus. Die Arbeit enthält eine Liste mit Handlungsempfehlungen zum Schutz vor Radikalisierung. Dazu gehört es, schon im frühen Kindesalter gezielt Toleranz zu üben und Anderssein zu akzeptieren, bei Jugendlichen Selbstwert und Anerkennung zu fördern und die Widerstandsfähigkeit gegen Ideologien zu stärken, wie das Ministerium weiter mitteilte.

In einem Radikalisierungsmodell zeige Beelmann, dass Extremismus sich im Wesentlichen auf problematische Entwicklungen in vier Kernbereichen zurückführen lasse: eine frühe Ausprägung stabiler Vorurteile, Störungen bei der Entwicklung der Identität im Jugendalter, Hinwendung zu extremistischen Ideologien und erhöhte Gewaltbereitschaft. Dagegen könnten Schutzfaktoren aufgebaut werden, wobei eine wirksame Prävention in der biografischen Entwicklung von Personen verankert sein sollte.

© dpa-infocom, dpa:210504-99-464419/3