Kirchdorf/Diepholz. Unter den Beschäftigten eines Spargelhofs im Kreis Diepholz hat sich das Coronavirus verbreitet. Bislang sind knapp 90 Infektionen nachgewiesen, der Kreis geht davon aus, dass die Zahl steigen wird.

Nach dem Corona-Ausbruch auf einem Spargel- und Beerenhof im Landkreis Diepholz hat am Montag die erneute Testung von mehr als 900 Menschen auf dem Betrieb begonnen. "Das Problem ist, dass wir ein diffuses Infektionsgeschehen haben", sagte die Sprecherin des Landkreises, Mareike Rein. Bis Sonntag wurden auf dem Hof 87 Corona-Infektionen nachgewiesen. Die Mehrheit der Betroffenen sind Erntehelferinnen und -helfer, die in Sammelunterkünften wohnen. Alle positiv getesteten Beschäftigten wurden isoliert und sind in Quarantäne. Die Ergebnisse der Reihentestung vom Montag werden ab Dienstag erwartet.

Da sich der Ausbruch nicht auf einen bestimmten Arbeitsbereich eingrenzen ließ, wurden mehr als 900 Menschen als Kontaktpersonen eingestuft, wie Rein sagte. Sie werden mehrfach getestet, weil es Tage dauern kann, bis die Infektion nachweisbar ist. Die nächste Reihentestung ist für Donnerstag geplant. "Es erfolgt eine engmaschige Betreuung durch das Gesundheitsamt", so Rein.

Dem betroffenen Betrieb Thiermann zufolge wurden die ersten Infektionen durch präventive Schnelltests entdeckt. "Wir hoffen, dass wir mit dem Konzept der engmaschigen Testungen und dem sofortigen Separieren der Kontaktpersonen die Ausbreitung sehr schnell eindämmen", teilte das Unternehmen am Montag mit. Der Betrieb in der Gemeinde Kirchdorf verwies auf viele Schutzmaßnahmen. Die Saisonarbeitskräfte durften demnach nur mit einem maximal 48 Stunden alten, negativen Test einreisen und mussten 14 Tage in Arbeitsquarantäne.

Die Arbeitsprozesse auf dem Hof werden dem Landkreis zufolge nun genau untersucht. So soll sichergestellt werden, dass beim Arbeiten die Mindestabstände und Hygieneregeln eingehalten werden. Für die negativ getesteten Frauen und Männer gelten strikte Regeln, sie dürfen ihre Unterkunft nur zum Arbeiten verlassen. Zum Gesundheitszustand der Infizierten konnte der Landkreis keine Angaben machen. Der Betrieb teilte mit: "Die Gesundheit unserer Mitarbeiter, das möchten wir noch einmal betonen, hat höchste Priorität und wir wünschen allen Erkrankten, dass sie schnell und vollständig wieder gesund werden." Die Produktion ist demnach zurückgefahren. "Die Kunden reagieren mit großem Verständnis", hieß es.

Die Landkreissprecherin geht davon aus, dass bei den Reihentestungen weitere Corona-Fälle entdeckt werden. Es gebe Hinweise darauf, dass manche Regeln missachtet wurden, sagte Rein. Nach den Hinweisen sollen nicht alle Beschäftigten im Bus zur Arbeitsstätte eine Maske getragen haben.

Auf die Menschen im Landkreis Diepholz kommen nach dem Ausbruch Einschränkungen zu. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts lag die Sieben-Tage-Inzidenz der Region am Montag bei 132,7 und damit zum dritten Mal in Folge über der kritischen Marke von 100. Derzeit werde eine Allgemeinverfügung erarbeitet, sagte die Landkreissprecherin. In Kürze sollen die zusätzlichen Maßnahmen der sogenannten Bundes-Notbremse sowie die Vorgaben der Corona-Verordnung des Landes gelten. Die Notbremse sieht vor, dass private Treffen auf einen Haushalt plus eine weitere Person beschränkt werden. Außerdem gelten nachts von 22.00 bis 5.00 Uhr Ausgangsbeschränkungen. An den Schulen gibt es Wechselunterricht nur noch an Grund- und Förderschulen sowie Abschlussklassen - in diesem Punkt sind die niedersächsischen Regeln strenger als die bundesweite Vorgabe. Kitas können eine Notbetreuung bis zur Hälfte der normalen Auslastung anbieten.

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