Verden/Paris.

Bei der Festnahme des als "Maskenmann" bekannten Kindermörders Martin N. vor genau zehn Jahren mussten die Ermittler beim Zugriff in Hamburg auf die Kooperation des Beschuldigten setzen. Bei der Aktion am 13. April 2011 habe es keinen Haftbefehl gegeben, weil der Ermittlungsrichter keinen Serienzusammenhang gesehen habe, erinnerte sich der damalige Leiter der Sonderkommission, Martin Erftenbeck, in einem Interview des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Dadurch sei der Druck noch mal gestiegen.

"Wir mussten es in einem persönlichen Kontakt zu dem Beschuldigten erreichen, dass er mit uns zusammenarbeiten würde und auch mitfahren würde zu einer Vernehmung nach Verden. Und dieser erste Moment war eben dann der entscheidende." Martin N. willigte damals ein, mit nach Verden zu fahren, wo er auch vom Profiler Alexander Horn vernommen wurde. Am zweiten Tag gestand er drei Morde an Jungen. Damals sei eine Riesenlast von der Kommission und ihm selber abgefallen, so Erftenbeck.

Der 2012 zu einer lebenslangen Haftstrafe Verurteilte wurde am 20. Januar 2021 von Deutschland an Frankreich ausgeliefert, wo gegen den heute 50-Jährigen ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes an einem Minderjährigen läuft. Medienberichten zufolge ist er Verdächtiger im Fall des kleinen Jonathan, der 2004 aus einem Schullandheim in Saint-Brevin-les-Pins in Westfrankreich entführt worden war. Die französische Polizei startete zuletzt einen Zeugenaufruf und veröffentlichte Fotos des Verdächtigen.

In Deutschland hatte der "Maskenmann" jahrelang kleine Jungen missbraucht und drei von ihnen im Alter von 8, 9 und 13 Jahren ermordet. Zwischen 1992 und 2001 schlich er sich in Norddeutschland nachts maskiert an die Betten seiner Opfer.

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