Bremen. Seit Monaten haben deutsche Kripobeamte einen Datenschatz in der Hand, die entschlüsselte Kommunikation zwischen Verbrechern. In Bremen enthüllt die Polizei nach langem Schweigen ihre Fahndungserfolge.

Dank entschlüsselter Chats zwischen Kriminellen sind der Bremer Polizei seit vergangenem Jahr empfindliche Schläge gegen Drogenhandel und Clankriminalität gelungen. Mehr als 20 Haftbefehle seien vollstreckt worden, sagte der Leiter des Landeskriminalamtes, Jürgen Osmers, am Freitag. Mindestens sechs Verhaftete seien führende Köpfe der Organisierten Kriminalität. Weiter seien eine habe Million Bargeld, mehr als 60 Autos und 13 Kilogramm Drogen beschlagnahmt worden.

Zehn Immobilien wurden mit Hypotheken belegt, um kriminell erworbenes Vermögen abzuschöpfen. Allein bei einer großen Durchsuchungsaktion am Donnerstagmorgen, der siebten nach Osmers' Zählung, gingen der Polizei vier Beschuldigte ins Netz.

"Wir haben sechs Monate total geschwiegen", sagte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Nun sei es an der Zeit, Bericht zu erstatten. In der Hansestadt gibt es seit Jahren Probleme mit kriminellen Mitgliedern einiger Großfamilien aus dem Nahen Osten. "Der Drogenhandel gehört mit zur Kernkompetenz dieser Clans", sagte Mäurer. Bei ihnen habe die Aktion "wie eine Bombe eingeschlagen". Es sei gelungen, der Hintermänner habhaft zu werden, nicht nur der einfachen Dealer.

Den Bremer Fahndern kam zu Hilfe, dass es französischen und niederländischen Behörden im vergangenen Jahr gelungen war, die Chats sogenannter Krypto-Handys zu entschlüsseln. Viele der nach Deutschland übermittelten Daten betreffen das kleinste Bundesland. Bremen und Bremerhaven seien wegen der Häfen ein Hotspot des Drogenhandels, sagte Mäurer. Am Landgericht Bremen läuft bereits ein Prozess gegen eine Drogenhändlerbande, in dem solche dechiffrierten Chats wichtige Beweismittel sind.

Bei den Ermittlungen in Bremen wurden auch zwei eigene Polizeibeamte enttarnt, die Interna an Kriminelle durchgestochen haben sollen. Es handele sich um einen 36-jährigen Beamten und eine 40-jährige Beamtin, sagte Polizeivizepräsident Dirk Fasse. "Beiden habe ich gestern das Verbot des Führens der Dienstgeschäfte ausgesprochen." In einem Fall gehe es um Bestechlichkeit, den Verrat von Dienstgeheimnissen, Geldwäsche und Betrug, im anderen Fall um den Verrat von Dienstgeheimnissen.

Zu den Beschuldigten in den Verfahren gehören auch Mitarbeiter von Banken, zu denen die Polizeichefs vorläufig keine Angaben machten.

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