Wilhelmshaven. Rund 220 deutsche Marinesoldaten brechen Richtung Mittelmeer auf, um das UN-Waffenembargo gegen Libyen zu kontrollieren. Im November hatte die Türkei deutsche Soldaten per Veto an einer Durchsuchung gehindert. Nun werden weitere Fälle bekannt. Droht neuer Ärger?

Das Marineschiff "Berlin" ist mit einer nahezu vollständig geimpften Besatzung zu einem EU-Einsatz ins Mittelmeer aufgebrochen. Die rund 220 Soldatinnen und Soldaten starteten am Freitagnachmittag vom Marinestützpunkt Wilhelmshaven, wie ein Marinesprecher sagte. Die Besatzung wird nun rund vier Monate im Einsatz sein. Zusammen mit litauischen Soldaten, die ebenfalls an Bord sind, soll die Truppe im Rahmen der Operation "Irini" das Waffenembargo gegen Libyen überwachen und Frachtschiffe die in Richtung des Landes unterwegs sind, kontrollieren.

"Das Schiff ist einsatzklar, alle sind gesund und guter Dinge", sagte Fregattenkapitän Stefan Klatt in einer Mitteilung vor der Abfahrt. Mehr als 90 Prozent der Besatzung nahm vor der Abfahrt freiwillig ein Impfangebot gegen das Coronavirus an. Eine zweite Impfung mit dem Mittel des Herstellers Astrazeneca soll in wenigen Wochen auf See erfolgen. Damit ist die Besatzung des Einsatzgruppenversorgers nach Angaben der Marine die erste Marineeinheit, die mit Impfschutz gegen das Coronavirus zu einer Auslandsmission startet. Landgänge werden einem Sprecher zufolge voraussichtlich nicht möglich sein.

Eine größere Abschiedszeremonie gab es am Freitag nicht. Bereits vor rund zwei Wochen musste sich die Besatzung von Freunden und ihren Familien verabschieden. Zur Isolation waren die Soldaten einzeln in einem Hotel in Hannover untergekommen. Dies sei üblich, sagte der Marinesprecher, da in Kasernen der nötige Platz dafür fehle.

Nun wird der mehr als 170 Meter lange Einsatzgruppenversorger Mitte März im Einsatzgebiet erwartet. Ziele von "Irini" sind die Stabilisierung des nordafrikanischen Bürgerkriegslandes Libyen sowie die Unterstützung des UN-geführten politischen Friedensprozesses. Neben Waffenschmuggel soll die Mission auch Ölschmuggel verhindern.

Zuletzt hatte die Bundeswehr sich von August bis Dezember vergangenen Jahres mit einem Schiff am EU-Einsatz "Irini" beteiligt. Für Aufsehen sorgte die Durchsuchung eines verdächtigen türkischen Containerschiffes im November. Die Besatzung der Fregatte "Hamburg" musste diese wegen eines Vetos der türkischen Regierung abbrechen, was einen politischen Eklat auslöste.

Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass die Türkei Marinesoldaten aus der EU im Februar erneut per Veto an der Kontrolle des UN-Waffenembargos hinderte. Wie der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) nach einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, ereigneten sich die Vorfälle am Sonntag und am Montag der vergangenen Woche. Die Bundeswehr war zu diesem Zeitpunkt nicht mit einem Schiff an der Operation "Irini" beteiligt.

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