Hannover. Nach Wochen des Distanzlernens geht es für die Schülerinnen und Schüler in Niedersachse bald zurück in die Klassenräume. Für die Eltern von Kita-Kindern ist schon von Montag ein Hauch mehr Normalität in Sicht.

Die Schulen in Niedersachsen weiten ihren Betrieb vom 15. März an wieder aus. Dann beenden die Klassen 5 bis 7 sowie der 12. Jahrgang das Homeschooling. Sie kehren im Wechselmodell in den Präsenzunterricht zurück, wie das Kultusministerium am Donnerstag mitteilte. Eine Woche später, vom 22. März an, sollen dann alle Schulen und Jahrgänge in den Wechselunterricht zurückkehren.

Für Grundschüler und Abschlussklassen gilt zudem bereits vom kommenden Montag (8. März) an wieder die Präsenzpflicht. Bisher konnten die Eltern dieser Schüler entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder von zu Hause aus lernen lassen wollen.

Für die Öffnungsschritte gilt allerdings eine Hotspot-Regelung, die Ansteckungen vermeiden soll: In Kreisen und Städten, in denen der Sieben-Tage-Wert bei mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner liegt, liegen die Lockerungen solange auf Eis, bis der Wert drei Tage in Folge unterschritten wird.

"Mit Blick auf die Gesamtgemengelage - diffuses Infektionsgeschehen, Mutationen, Stagnation bei Inzidenz - bin ich froh, dass wir heute diesen weiteren Öffnungsschritt machen können", sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Die Schulen würden behutsam und schrittweise wieder geöffnet. "Alle sollen sicher Tritt fassen und die Schulen sich nach und nach füllen."

Ebenfalls vom 8. März an kehren die Kindertagesstätten zurück in den eingeschränkten Regelbetrieb. Die Kitas sind damit im Grundsatz geöffnet und bieten Betreuung in Regelgruppengröße an, allerdings dürfen sich die Gruppen nicht durchmischen. "Der eingeschränkte Betrieb sieht ein Betreuungsangebot für alle Kinder vor, die in der jeweiligen Kindertageseinrichtung einen Betreuungsplatz haben", betonte Tonne, der zugleich anerkannte, dass die vergangenen Monate für viele Eltern und Kinder eine große Belastung gewesen seien.

Im Homeoffice zu arbeiten und gleichzeitig kleine Kinder zu betreuen, sei kaum machbar, sagte der Minister. "Und wir alle merken natürlich, dass es den Kindern nicht guttut, wenn soziale Kontakte fehlen. Spielen, Malen, Toben mit anderen dürfen nicht dauerhaft fehlen." Auch für die Kitas gilt die Hotspot-Regelung bei einer Inzidenz von mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche.

Die Vertretung der Kita-Eltern reagierte erleichtert auf die angekündigte Ausweitung der Betreuung. Allerdings komme diese viel zu spät. "Perspektivlos wurden Kinder und Eltern viel zu lange hingehalten", teilte der Verein mit. Seit Anfang der Woche hatten die Kita-Eltern im Internet unter der Überschrift "Kinder leiden leise" auf die Situation aufmerksam gemacht. "Wir Eltern kennen unsere Kinder am besten und wissen bereits heute, dass die Isolierung unsere Kinder verändert hat", hieß es. Mit der Öffnung von Friseuren und Blumenläden habe die Landesregierung die Prioritäten falsch gesetzt.

Bund und Länder hatten sich am Mittwoch auf das weitere Vorgehen in der Corona-Krise verständigt. Die Rückkehr der Schüler in den Präsenzunterricht liegt allerdings in der Verantwortung der Länder. Ursprünglich hatte das Kultusministerium in Hannover Anfang März als Ziel für die Ausweitung des Schulbetriebs genannt. Weil die Corona-Infektionszahlen Ende Februar aber nicht nennenswert zurückgingen, legte die Regierung diese Pläne zu den Akten.

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