Oldenburg. Längere Zeit hatte es keinen neuen Geflügelpest-Fall in Niedersachsen gegeben. Das hat sich geändert. Wer verbreitet das Virus?

Nachdem es einige Wochen keine neuen Fälle von Geflügelpest in Niedersachsen gab, sind seit dem vergangenen Wochenende wieder Neuausbrüche aus Nutztierställen gemeldet worden. Betroffen seien Putenbestände in den Landkreisen Cloppenburg und Diepholz sowie ein Legehennenbetrieb in Landkreis Aurich, sagte der Geschäftsführer des Niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverbandes, Dieter Oltmann, in Oldenburg.

Wie der Landkreis Cloppenburg am Montag mitteilte, wurden in der Gemeinde Bösel und in der Stadt Friesoythe in zwei Betrieben insgesamt 41.000 Puten tierschutzgerecht getötet. Zuvor war der Erreger H5N8 nachgewiesen worden. Dem Landkreissprecher zufolge sind im Kreis Cloppenburg bislang 23 Betriebe mit insgesamt rund 346.800 Tieren von der Geflügelpest betroffen - darunter Puten, Hähnchen und Enten.

Geflügelpest: Sperrbezirk mit Drei-Meter-Radius

Zum Schutz vor der Seuche wird in einem Radius von mindestens drei Kilometern um einen betroffenen Betrieb ein Sperrbezirk festgelegt. Die Gegend um einen Sperrbezirk gilt in einem Radius von mindestens zehn Kilometern als Beobachtungsgebiet. Im gesamten Landkreis muss Geflügel derzeit in geschlossenen Ställen oder unter einer Vorrichtung gehalten werden, die den Kontakt zu Wildvögeln verhindert.

Die sogenannte Aviäre Influenza ist eine hochansteckende und anzeigepflichtige Viruserkrankung bei Geflügel und anderen Vogelarten. Sie breitet sich schnell aus und verursacht hohe wirtschaftliche Schäden für die Geflügelbranche.

Neue Geflügelpestfälle hängen mit Zug der Wildvögel zusammen

In den vergangenen Wochen gab es vor allem in Mecklenburg-Vorpommern vermehrt Fälle der für Tiere hochansteckenden Geflügelpest. Laut Agrarministerium in Hannover sind Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern die beiden am stärksten von der Geflügelpest betroffenen Bundesländer.

Dass es nun neue Ausbrüche der Krankheit in niedersächsischen Ställen gegeben habe, hänge seiner Ansicht nach vor allem mit dem erneuten Zug der Wildvögel über Niedersachsen zusammen, sagte Oltmann. "Wir haben auch immer wieder Funde von Wildvögeln, die mit dem Virus infiziert waren."

Vogelgrippevirus erstmals auf Menschen übergesprungen

Über die wirtschaftlichen Schäden für die Geflügelbranche ließen sich noch keine Angaben machen. "Die Betriebe sind versichert, der grobe Schaden wird ersetzt", sagte er. Allerdings ersetze die Versicherung nicht alle Schäden: Mindereinnahmen, die beispielsweise durch Handelsbeschränkungen in den betroffenen Regionen entstehen, seien nicht abgedeckt, erklärte Oltmann.

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Meldungen aus Russland zufolge ist inzwischen erstmals der Vogelgrippe-Virus des Subtyps H5N8 auf Menschen übergesprungen. Demnach wurden sieben Mitarbeiter einer Geflügelfarm im Süden des Landes im Dezember infiziert, die einen milden Krankheitsverlauf hatten. In Deutschland gab es noch keinen Hinweis auf eine Übertragung auf den Menschen. Für Tiere ist der Virus hoch ansteckend.

Monitorin der Personen mit Kontakt zu infizierten Tieren

Die Ressortchefs Barbara Otte-Kinast (CDU) in Niedersachsen und Till Backhaus (SPD) in Mecklenburg-Vorpommern sowie Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) einigten sich inzwischen auf ein Monitoring der Personen, die in Kontakt mit infizierten Tieren kommen. Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts, des Robert Koch-Instituts und der Universität Rostock sollen eine Studie zu den Infektionsrisiken für Menschen konzipieren.

Laut Friedrich-Loeffler-Institut tritt die Vogelgrippe mit verschiedenen Subtypen auf. Von mehreren war bislang schon bekannt, dass sich Menschen damit anstecken können. Die Infektionskrankheit galt für Menschen als ungefährlich. Eine Übertragung über infizierte Lebensmittel gilt als unwahrscheinlich.