Hannover. Der Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft sinkt, das Ziel ist, Resistenzen und eine Wirkungslosigkeit von Medikamenten für Menschen zu verhindern. Das Land will die Antibiotika-Kontrolle auf die Kreise übertragen. Warum kritisieren das die Grünen?

Die Grünen im Landtag kritisieren die von Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) geplante Rückverlagerung der Kontrolle des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung von der Landes- auf die kommunale Ebene. Damit würde die beim Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) gebündelte Fachkompetenz zerschlagen, ohne in den Kommunen einen gleichbleibend hohen fachlichen Standard zu gewährleisten, lautet der Vorwurf. Deshalb bringt die Grünen-Fraktion an diesem Mittwoch einen Antrag in den Landtag ein mit dem Ziel, die Verlagerung zu stoppen und das bisherige Kontrollsystem zu stärken.

Die Agrarexpertin der Grünen, Miriam Staudte, bezeichnete die Pläne von Otte-Kinast als kurzsichtig und unverantwortlich. "Wir müssen weitere Antibiotika-Resistenzen verhindern, anstatt das bewährte Kontrollsystem zu zerschlagen." Dass es in den vergangenen Jahren gelungen sei, den Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung um mehr als die Hälfte zu reduzieren, zeige, dass die unter Rot-Grün eingerichtete Antibiotikaüberwachung beim Land effektiv funktioniere. Schon jetzt warnten erste Landkreise mit einer hohen Viehdichte wie Cloppenburg und Vechta, dass ihnen das nötige Personal für die neuen Aufgaben fehle, so Staudte.

Das Landwirtschaftsministerium hält dem entgegen, dass die kommunalen Behörden ohnehin bereits für die Überwachung der Tierarzneimittel zuständig seien. Es werde ein stringentes Durchgreifen bei festgestellten Verstößen erwartet, ohne eine weitere Behörde einzuschalten. Die kommunalen Veterinärämter würden durch die Verschiebung gestärkt. Das landesweite Meldesystem soll beim Laves bleiben, ebenso die statistische Auswertung der Antibiotika-Minimierung auf Landesebene.

Von 2018 auf 2019 sank der Einsatz von Antibiotika durch Tierhalter in Niedersachsen von 429 auf 386 Tonnen, für 2020 liegen noch keine abschließenden Daten vor. 2014 betrug die Abgabemenge 726 Tonnen, und 2011 waren es noch knapp 1014 Tonnen.

Antibiotika sind wichtig für die Behandlung bakterieller Infektionen. Aber mit jeder Verabreichung steigt die Gefahr, dass die Keime widerstandsfähig gegen das Medikament werden. Das erschwert die Behandlung. Da sowohl in der Landwirtschaft als auch bei der Behandlung von Menschen viele Antibiotika eingesetzt werden, bemüht man sich in beiden Bereichen um eine Reduzierung.

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