Hannover.

Ein 74-Jähriger muss sich seit Dienstag wegen des Todes seiner stark unterernährten 93 Jahre alten Mutter in Hannover vor Gericht verantworten. Der Sohn war gerichtlich bestellter Betreuer der demenzkranken Frau, wie im Prozess am Amtsgericht Hannover aus der Anklage hervorging. (Az.: 236 Ls 439/19)

Mitte Dezember soll er sie aus einer Seniorenresidenz in Hannover in ihre eigene Wohnung geholt haben, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Eine Versorgung durch einen Pflegedienst gab es demnach nicht, der Sohn lebte in Hamburg und kam nur zeitweise nach Hannover. Im Juni 2017 starb sie, stark ausgetrocknet. Die Seniorin wog der Anklage zufolge zum Zeitpunkt ihres Todes nur noch 26 Kilogramm. Ein halbes Jahr zuvor wog sie noch 38,2 Kilogramm.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann gefährliche Körperverletzung durch Unterlassen vor. Außerdem Aussetzung: Er soll seine Mutter in einer hilflosen Lage im Stich gelassen haben, obwohl er sie in seiner Obhut hatte, und sie dadurch der Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung ausgesetzt haben. Demnach war dem Angeklagten bewusst, dass die Frau eine dauerhafte pflegerische Betreuung brauchte und ihre Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme überwacht werden musste.

Der Anklage zufolge brachte der Mann seine Mutter auch nicht zum Arzt, obwohl er die Krankengeschichte und auch die Wunden am Körper der Frau kannte.

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