Hannover. Nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch Beratung und Hilfe: Die Stadt Hannover will obdachlosen Menschen besser helfen - mit einem neuen Modellprojekt. Ein früheres Notprogramm für Wohnungslose endete ausgerechnet Mitte Oktober. Das soll sich nicht wiederholen.

Mitten in der Corona-Pandemie will die Stadt Hannover mit einem neuen Projekt die Notlage von Menschen auf der Straße lindern. Es gehe nicht nur um ein "Dach über dem Kopf" für Obdachlose, sondern auch um sozialpädagogische Beratung, sagte Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) am Dienstag. Das Modellprojekt "Plan B - OK" - "OK" stehe für Orientierung und Klärung - startet am Mittwoch mit 21 Plätzen in einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Döhren. Das Haus gehört der Landeshauptstadt.

Geplant sei, künftig 70 Plätze anbieten zu können, die Anmietung eines geeigneten Hauses laufe bereits. Rund 500 Menschen leben in Hannover auf der Straße. Bereits im Frühjahr 2020 hatte die Stadt wegen der Pandemie rund 100 Obdachlose in einer Jugendherberge und im Naturfreundehaus am Rand des Stadtwaldes Eilenriede untergebracht. Mitte Oktober lief das Angebot aus, was massive Kritik ausgelöst hatte.

Auch das damalige Konzept sei bereits weit über die Unterbringung hinausgegangen, sagte Onay im vergangenen November: "Das eigentliche Angebot war, dass wir versucht haben, Menschen in der Phase des Lockdowns in ein Arbeitsverhältnis oder eine eigene Wohnung zu vermitteln. Das hat bei vielen sehr gut geklappt." Im vergangenen Jahr habe die Stadt "sehr gute Erfahrungen" sammeln können.

In dem Haus in Döhren sollen den Angaben zufolge Menschen unterkommen, die aus eigener Kraft nicht aus der Obdachlosigkeit herausfinden. Dazu werden sie bis zu drei Monate untergebracht und in der Zeit intensiv betreut und von einem Sozialpädagogen dabei unterstützt, eine neue Lebensperspektive zu finden. Das Projekt sei "ganz bewusst kein Angebot, das darauf ausgelegt ist, Menschen dauerhaft aufzunehmen", erklärte die Dezernentin für Soziale Infrastruktur der Region Hannover, Andrea Hanke. Vielmehr solle gemeinsam mit ihnen daran gearbeitet werden, ihre Lage dauerhaft zu verbessern.

Das Haus hat acht Wohnungen - sieben davon dienen der Unterbringung, eine der sozialen Beratung. Die sozialpädagogische Beratung übernimmt das Deutsche Rote Kreuz. Obdachlose Frauen sollen eigene Räume erhalten. In einer Erprobungsphase mit einer Laufzeit von drei Jahren soll das Projekt in der Landeshauptstadt umgesetzt werden, Ziel ist aber, ein Regelangebot in der gesamten Region Hannover zu schaffen. "Das bleibt", betonte Onay.

Die Stadt Hannover plant den Angaben zufolge für Immobilien und Betrieb Kosten von rund 2,25 Millionen Euro für drei Jahre ein. Die Region Hannover finanziert das Beratungs- und Unterstützungsangebot und übernimmt einen Teil der Unterbringungskosten. Dafür sieht die Region rund 600 000 Euro für drei Jahre vor. Auch die Niedergerke-Stiftung und die MUT-Stiftung unterstützen das Projekt mit 50 000 Euro.

Schon vor der Corona-Pandemie hatten viele Wohnungslose Sammelunterkünfte wegen fehlender Privatsphäre und Gewalt gemieden. Sie sind vielerorts selbst in strengen Wintern nicht ausgelastet. Mit Hilfe privater Spenden konnten im Dezember 34 Obdachlose in zwei Hotels in Hannover untergebracht werden.