Hannover. Nach der Absage überlebenswichtiger Großveranstaltungen wegen der Corona-Krise geht es bei der Messe in Hannover ans Eingemachte. Ein Sparkonzept liegt auf dem Tisch, nach langem Hin und Her wollten die Arbeitnehmervertreter einwilligen. Doch das Unternehmen lehnt ab.

Im Streit um den Personalabbau bei der Deutschen Messe AG gibt es nach einem Vorschlag von Betriebsrat und IG Metall zu den Bedingungen des Sparkurses weiterhin keine Einigkeit. Die Arbeitgeberseite lehnte die Vorstellungen der Arbeitnehmerseite nach neuen Beratungen am Montag ab. "Der Vereinbarungsentwurf ist der aktuellen Sanierungssituation völlig unangemessen", erklärte die Messegesellschaft am Nachmittag. Man erwarte nun "endlich konstruktive Rückmeldungen zu unserem Zukunftskonzept".

Die Belegschaftsvertreter hatten mit Bezug auf vorherige Vorschläge des Managements angeboten, Einsparungen von bis zu 60 Millionen Euro über vier Jahre mitzutragen - unter bestimmten Bedingungen. Teile eines Kompromisses wären demnach eine Ausweitung der Kurzarbeit auf 2021 bei gestrichener Aufstockung des Kurzarbeitergeldes und der Verzicht auf übertarifliche Leistungen gewesen. Auch hätte man einem sozialverträglichen Abbau von Jobs über ein Freiwilligen-Programm, mehr Altersteilzeit und die Nichtnachbesetzung auslaufender Stellen zugestimmt - mit mittel- bis langfristig 150 weggefallenen Jobs.

Im Gegenzug müsse das Unternehmen allerdings "die Insolvenzdrohung vom Tisch nehmen", hatte die Gewerkschaft betont. Außerdem solle es einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für die verbliebenen Messebeschäftigten geben, und der Vorstand müsse "einen Eigenbeitrag einbringen, zum Beispiel bestimmte Pensionszusagen der Deutschen Messe AG für Führungskräfte deutlich reduzieren".

Die Messegesellschaft betonte nach dem Ende der Gespräche, die Ideen der Gegenseite spiegelten nicht die "betriebswirtschaftlichen Realitäten" wider: "Wir sind inmitten der größten Krise der Messe- und Eventbranche. Sowohl die Nachfrage nach Messebeteiligungen als auch die Geschäftsreisetätigkeit wird noch auf Jahre unter dem Vor-Corona-Niveau liegen." Kritisch werden etwa die Vorstellungen zur Ausweitung der Kurzarbeit gesehen. "Ferner sind die Modelle des angebotenen Personalabbaus nicht finanzierbar", hieß es.

Die Messegesellschaft hat in der Corona-Krise mit gravierenden Einnahmeverlusten zu kämpfen, unter anderem wegen der Absage der weltgrößten Industrieschau Hannover Messe. Nach Informationen der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" droht im laufenden Jahr ein Minus von bis zu 100 Millionen Euro. Mit den Planungen für die Hannover Messe 2021 soll es derzeit aber gut aussehen.

Seit Wochen gibt es Diskussionen darüber, wie man der Deutschen Messe AG auch vonseiten der Träger - Land Niedersachsen, Stadt Hannover und Region Hannover - unter die Arme greifen könnte, um die Krise zu überbrücken. Insbesondere das Land macht dabei jedoch weitere Einsparungen zur Voraussetzung. "Wir werden zu sozial verträglichen Anpassungen im Personalkörper kommen müssen", sagte Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

So könnten einige Bereiche an Dienstleister ausgelagert werden, schlug Hilbers vor: "Ich frage mich zum Beispiel, ob wir eigene Gärtner beschäftigen und auch die Gastronomie selbst betreiben müssen. Selbiges gilt für den technischen Bereich." Gewerkschaft und Betriebsrat hatten solche "Outsourcing"-Pläne aber scharf kritisiert.

Im Gegenzug stellte Hilbers eine Bürgschaft des Landes in Aussicht, mit der die Messe leichter an neue Kredite kommen könnte. Das sei ein besserer Weg als eine Kapitalerhöhung, wie sie die Arbeitnehmerseite fordert. "Was mit mir nicht zu machen ist, ist, einfach Geld hineinzuschießen und so zu tun, als sei nichts passiert", so Hilbers.

Der Haushaltsausschuss des Landtages hatte in der vergangenen Woche über die Finanzlage bei den Landesbeteiligungen Messe und Flughafen Hannover beraten. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) sagte, es gehe für die Landeshauptstadt um "systemrelevante" Einrichtungen.