Bremerhaven/Wedemark/Hannover. Raketen und Böller gehören für viele Menschen zum Jahreswechsel dazu. Die Corona-Pandemie stellt die Tradition in Frage und sorgt für viele Diskussionen.

Sollen die Menschen wegen der Verbreitung des Coronavirus auf Silvesterfeuerwerk verzichten? Braucht es ein Verbot? Die Meinungen darüber gehen in Niedersachsen auseinander.

Aus Sicht von Unternehmen aus der Feuerwerksbranche sollte Silvesterfeuerwerk auch in der Corona-Pandemie möglich sein. Ein Aufruf zum Verzicht sei nicht nachvollziehbar, teilte die Firma Comet Feuerwerk mit Sitz in Bremerhaven mit. "Unserer Ansicht nach wäre es sinnvoller, den Menschen zu empfehlen, dass sie Feuerwerk mit Bedacht und im kleineren Kreis der Familie nutzen sollten", sagte Comet-Sprecher Norman Edelmann am Dienstag. Bei richtiger Handhabung des Feuerwerks, bei Einhaltung der Abstands- und Kontaktregeln könne coronakonform gefeiert werden.

Das Unternehmen Rohr Feuerwerke aus der Gemeinde Wedemark in der Region Hannover sieht das genauso. Wenn Menschen vor der eigenen Haustür ein Feuerwerk zünden, sei dies unbedenklich, sagte Mitarbeiter Johannes Sewening. "Für uns ist wichtig, dass sich die Leute an die Anweisungen halten, Abstand halten und nur legales Feuerwerk kaufen." Menschenansammlungen sollten vermieden werden. Im Fall eines Verbots von Silvesterfeuerwerk müsste die Politik aus Sicht der beiden Unternehmen die finanziellen Einbußen ausgleichen. Andernfalls drohe der gesamten pyrotechnischen Industrie in Deutschland das Aus, sagte Comet-Sprecher Edelmann.

An diesem Mittwoch beraten die Ministerpräsidenten und -präsidentinnen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie. Ein Beschlussentwurf der Länder "empfiehlt", zum Jahreswechsel auf Feuerwerk zu verzichten, um Menschenansammlungen und Verletzte zu vermeiden.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte im ZDF-"Mittagsmagazin", an belebten Straßen und Plätzen müssten Feuerwerke verboten werden, dort dürfe es auch keine öffentlichen Feuerwerke geben. Darauf hätten sich die Bundesländer verständigt. Die Lebenswirklichkeit zeige, dass es nicht beim Böllern bleibe. "Dann kreisen auch die Flaschen, aus denen man dann trinkt (...)." Alkohol führe dazu, dass Grenzen fallen. "Solche Feiern, das sind echte Risikopunkte insgesamt für das Infektionsgeschehen."

In Teilen der Innenstadt von Hannover gab es in den vergangenen Jahren eine Böllerverbotszone, die auch für das kommende Silvester geplant ist. Grund dafür sind Sicherheitsaspekte, wie ein Stadtsprecher sagte. Er verwies darauf, dass früher Böller inmitten von Menschenansammlungen gezündet und Menschen verletzt wurden. Sollte es keine bundeseinheitliche Regelung geben, werde entschieden, ob weitere Verbote nötig seien. Auch Bremen behält sich angesichts der Pandemie vor, die Regeln für Böllerverbotszonen auszudehnen.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft Niedersachsen ist für ein Verbot der Knallerei. "Es gilt in erster Linie, vernünftig zu sein, daher halte ich ein generelles Verbot in diesem Jahr für notwendig", sagte der Vorsitzende Patrick Seegers. Wo ausgelassene Stimmung herrsche und Alkohol hinzukomme, würden Abstands- und Hygieneregeln weniger ernst genommen. Mit Blick auf die Krankenhäuser könne ein Verbot zu einer Entlastung der Intensivmedizin führen, die ohnehin arg gebeutelt sei.