Hannover.

Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil hält mehr Abschüsse von Wölfen für nötig, um Nutztiere im Land wirksamer vor Rissen schützen zu können. "Wölfe, die auf Pferde und Rinder gehen, verhalten sich nicht artgerecht", sagte der SPD-Politiker der "Bild"-Zeitung (Donnerstag). Die neue Wolfsverordnung müsse den Weg für energischeres Vorgehen frei machen. "Wenn es nach Umweltminister Olaf Lies und mir ginge, hätten wir schon viel mehr Abschüsse", erklärte Weil. "Dass das noch nicht möglich war, stört uns sehr."

Die zunehmende Verbreitung von Wölfen auch in Niedersachsen verschärft den Gegensatz zwischen den Interessen von Naturschützern und Nutztierhaltern: Einerseits soll sich das Raubtier möglichst frei entfalten können, auf der anderen Seite beklagen Landwirte und Schäfer vermehrt Angriffe auf ihre Herden. Weil sagte, er setze darauf, dass es bald mehr Abschüsse gebe. Man dürfe das Verhalten mancher Wölfe nicht verharmlosen: "So mancher Städter spricht über den Wolf wie von einem Kuscheltier. Die Realität sieht anders aus."

Vor einem Monat war der sogenannte Rodewalder Rüde erneut zum Abschuss freigegeben worden. Entgegen einer günstigen Prognose habe es weitere Risse im Heidekreis und Landkreis Nienburg gegeben, erklärte das Umweltministerium zur Begründung. Eine Ende März ausgelaufene Genehmigung hatte zunächst nicht zum Abschuss des Wolfes geführt. "Wenn zumutbarer Herdenschutz von Wölfen überwunden wird, muss rechtzeitig reagiert werden - im Interesse einer artgerechten Weidetierhaltung, aber auch, um die Akzeptanz für Wölfe bei uns zu erhalten", sagte Umweltminister Olaf Lies (SPD).