Hannover. Mit Gas-Heizpilzen und Elektro-Wärmestrahlern könnten Wirte ihre Gäste auch im Herbst draußen platzieren. An der frischen Luft und mit mehr Abstand ist die Gefahr geringer, dass sich das Coronavirus ausbreitet. Das Problem: Aus Umweltschutzgründen sind die Heizpilze an vielen Orten verboten.

Der Hotel- und Gaststättenverband Niedersachsen (Dehoga) fordert eine landesweite Zulassung von Heizpilzen im Herbst und Winter. "Wir als Verband gehen davon aus, dass in diesen schwierigen Zeiten Heizpilze überall erlaubt werden", sagte Dehoga-Geschäftsführerin Renate Mitulla der Deutschen Presse-Agentur. Genehmigungen seien von Stadt zu Stadt unterschiedlich, vielerorts - wie etwa in Hannover und Lüneburg - sind die Wärmespender auf öffentlichen Flächen aus Umweltschutzgründen verboten. Um Gaststätten zu unterstützen, sei die Verlängerung der Außengastronomiezeiten in der Corona-Pandemie nötig, auch wenn die Pilze nicht die umweltfreundlichsten seien, betonte Mitulla.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte einen klimapolitischen Ausgleich vorgeschlagen. In Corona-Zeiten könne der Gastronomie geholfen werden, wenn Gäste auch in der kalten Jahreszeit draußen sitzen könnten. Die "bescheidenen Energiekosten" könnten klimapolitisch ausgeglichen werden. Dies bedeutet eine mögliche CO2-Kompensation. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) zeigte sich offen für solche Ideen. "Die Gastronomie hat durch die Corona-Krise erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, insofern sind alle Vorschläge, die der Branche unkompliziert helfen, erst einmal willkommen", sagte Althusmann der dpa. "Es geht schließlich um die Rettung wirtschaftlicher Existenzen."

Der Verband Dehoga verwies darauf, dass viele Hotels und Gastronomiebetriebe in Niedersachsen angesichts der Krise mit bangem Blick in die Zukunft schauen, die Angst vor der kalten Jahreszeit ist demnach groß. "Wir hoffen, so viele Betriebe wie möglich über die Zeit zu bekommen, da würden sie weitere Abgaben nur in neue Schulden stürzen", sagte Mitulla.

Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) nannte Altmaiers Idee "Symbolpolitik". "Wir werden das nicht ändern, Corona rechtfertigt nicht alles", sagte der Präsident des niedersächsischen Städtetags der dpa. Auf privaten Flächen haben die Kommunen keine Regelungsmöglichkeit.

Die Stadt Hildesheim will wegen der Corona-Pandemie in der kommenden Wintersaison Ausnahmen vom Heizpilz-Verbot zulassen. Bei niedrigen Temperaturen können Gastronomiebetriebe dort Heizpilze aufstellen, wenn der Brandschutz sichergestellt ist. "Der Betrieb von Heizpilzen ermöglicht der Gastronomie auch in der kalten Jahreszeit die Bewirtung von Gästen im Außenbereich, was nicht nur wirtschaftlich, sondern auch mit Blick auf das Infektionsrisiko von Vorteil ist", sagte Oberbürgermeister Ingo Meyer (parteilos). Er verwies darauf, dass sich auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund für eine Aussetzung des Heizpilz-Verbots ausgesprochen hat.

In Bremen schlug die CDU-Fraktion vor, die Genehmigungen für die erweiterte Außengastronomie von bisher 31. Oktober um fünf Monate bis März zu verlängern. "Die neue Außengastronomie hat viele Fans gewonnen und es sind neue, spannende Projekte entstanden", meinte der Deputierte für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung der CDU-Fraktion, Michael Jonitz. Heizpilze oder Elektro-Wärmestrahler sind in der Hansestadt nicht verboten, werden aber relativ selten aufgestellt.

Gastwirte seien in dieser Zeit kreativ geworden, beobachtet auch Mitulla. "Im Raum Stade haben sich ein Café- und ein Barbetreiber zusammengeschlossen und nutzen den Außenbereich gemeinsam", erzählt sie. Das Café allein bis 17.00 Uhr, dann eine überschneidende Stunde, bis das Café schließe und die Bar ganz übernehme. "Das ist ein ganz toller innovativer Ansatz, um die Krise zu überstehen."