Hannover. Nachdem in Lauenau die Wasserversorgung zusammengebrochen war, hat die Gemeinde die Situation wieder unter Kontrolle - auch dank der Sparsamkeit ihrer Bürger. Zum Wochenstart mahnen nun überall in Niedersachsen Versorger und Gemeinden zum Wassersparen.

Trinkwasser nur noch aus dem Supermarkt - das ist für die Menschen in Lauenau (Landkreis Schaumburg) am Wochenende Realität gewesen. Inzwischen hat sich die Lage wieder entspannt, aber überall in Niedersachsen mahnen Versorger und Gemeinden dazu, Wasser zu sparen.

LAUENAU: BIS HERBST MITHILFE DER BÜRGER NÖTIG

Nach dem Zusammenbruch der Wasserversorgung in Lauenau ist die aktuelle Krise nach Angaben des Bürgermeisters der Samtgemeinde Rodenberg, Georg Hudalla (parteilos), überwunden. Die Menschen hielten sich an die Sparvorgaben und der Wasserverbrauch sei auf die Hälfte des normalen Verbrauchs gesunken.

Zwischenzeitlich werde das Ortsnetz vom benachbarten Wasserverband Nord-Schaumburg mit versorgt. Der Bürgermeister betonte, der benachbarte Wasserversorger könne nur helfen, weil die Menschen auch dort dazu aufgerufen worden seien, Wasser zu sparen. Eine "Insellösung" gebe es beim Wasser nicht: "Wir müssen alle an einem Strang ziehen."

Am schlimmsten wäre es aus seiner Sicht, wenn die Menschen sich daran gewöhnen würden, wieder Wasser zu haben und der Verbrauch dann wieder in die Höhe gehe. "Wir sind bis in den Herbst hinein auf die Mithilfe der Bürger angewiesen", betonte er. In Lauenau im Kreis Schaumburg leben knapp 4000 Menschen - am Samstagmittag war dort der Wasserspeicher leer gelaufen, weil er sich aus drei oberflächlichen Quellen im Deister speist, die schnell auf das Wetter reagieren und nicht so tief verortet sind wie andernorts.

DAS SAGEN DIE WASSERWERKE IN NIEDERSACHSEN

Wegen der anhaltenden Trockenheit wird die Trinkwasserversorgung zusehends schwierig, wie ein Sprecher des Wasserverbandes Bersenbrück im Westen Niedersachsens berichtet. "Die Wasserwerke laufen am Anschlag." Deshalb ist dort das Rasensprengen, das Befüllen privater Pools und das Bewässern von Golfplätzen Ende vergangener Woche verboten worden. "Wenn sich die Menschen daran halten, wird es funktionieren", sagte der Sprecher.

Einen hohen Trinkwasserverbrauch registriert derzeit auch der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband. Am Sonntag waren es nach Angaben eines Sprechers 290 000 Kubikmeter, 60 000 Kubikmeter mehr als im Durchschnitt. In den Tagen davor habe der Verbrauch sogar bei 320 000 Kubikmeter pro Tag gelegen. Knapp geworden ist das Wasser im Bereich des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes aber bisher nicht. Trotzdem sei es wichtig, Wasser zu sparen - sollten die Bürger die Aufrufe nicht ernstnehmen, werde es "eine heiße Kiste".

Auch in Südniedersachsen sehen die Harzwasserwerke trotz der Trockenheit keine akuten Probleme. "Die Versorgung für die kommenden Wochen und Monate ist gesichert", sagte eine Sprecherin. Die Trinkwassersperren seien zu 62 Prozent gefüllt. Das sei zwar weniger als das langjährige Mittel von 74 Prozent für diese Jahreszeit. Angesichts der zwei vergangenen trockenen Sommer habe man aber Erfahrung mit solchen Lagen. Aktuell stehe die Ampel auf orange, sagte die Sprecherin. Man sei wachsam und beobachte die Situation.

STÄDTE- UND GEMEINDEBUND: "TRINKWASSER VOR FREIZEIT"

Der niedersächsische Städte- und Gemeindebund mahnt zur Sparsamkeit. Es sei wichtig, solidarisch miteinander umzugehen, sagte Geschäftsführer Oliver Kamlage am Montag. "Trinkwasser vor Freizeit" laute die Devise. Der Pool müsse nicht unbedingt gefüllt sein und auf Rasensprengen sollte verzichtet werden. "Unser Appell ist, sehr sparsam mit Wasser umzugehen", sagte Kamlage.

LANDWIRTE WARTEN AUF REGEN

Die Trockenheit stellt auch Landwirte vor Herausforderungen. "Die Böden sind aufgrund der vergangenen beiden Jahre ausgetrocknet und längst nicht wieder aufgefüllt", erklärte das Landvolk. "Die Landwirte brauchen Regen, Regen und nochmals Regen." Oft könnten die Bauern aktuell auf eine Bewässerung von Feldern nicht verzichten. "Ohne Beregnung ist die Bodenfeuchte stark abgesunken", hieß es zur Lage beim Mais.

FLÜSSE FÜHREN WENIG WASSER

Äußerst wenig Wasser führt auch die Elbe - und das im dritten Jahr in Folge. Das sagte Sprecher Carsten Lippe vom Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in Norden. Für den niedersächsischen Abschnitt der Elbe sprach er von einem "extremen Niedrigwasserereignis".

Für die Schifffahrt auf der Weser gibt es bereits Einschränkungen, erklärte Sprecherin Claudia Thoma von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt. Der Wasserstand in dem Fluss werde zurzeit durch die Edertalsperre gestützt. Dies sei voraussichtlich ab Mittwoch nicht mehr möglich - was erhebliche Einschränkungen für die Schifffahrt zur Folge haben könnte.

FEUERWEHR BEFREIT 20 AUSGEBÜXTE RINDER AUS KANAL

Auch für Tiere sind die aktuellen Temperaturen eine Herausforderung - in Ostfriesland hat die Feuerwehr am Montag 20 entlaufene Rinder aus einem Kanal geholt. "Sie haben wahrscheinlich versucht zu trinken oder sich abzukühlen. Sie kamen dann die steile Böschung nicht mehr hoch", sagte Einsatzleiter Thomas Kettler in Norden. Die jungen Rinder trampelten einen Zaun platt, um an den Kanal zu kommen und standen bis zum Hals im Wasser. Feuerwehrleute stiegen in Wathosen zu ihnen hinab und lotsten die Tiere mit Hilfe von Leitern aus dem Kanal. Sechs Rinder waren nicht kräftig genug, den Hang alleine hinaufzukommen und wurden mit einem Seil gezogen.

SO WIRD DAS WETTER IN NIEDERSACHSEN DIESE WOCHE

Nach einem bereits heißen Wochenstart klettern die Temperaturen in Niedersachsen und Bremen am Dienstag laut Deutschem Wetterdienst auf bis zu 36 Grad. Im südlichen Niedersachsen kann es örtlich einzelne Gewitter geben. Der Mittwoch bleibt in ganz Niedersachsen und Bremen freundlich und heiß bei bis zu 36 Grad.