Wilhelmshaven. Einsatz soll fünf Monate dauern. Soldaten sollen Schleuserkriminalität verhindern. Wegen Corona-Pandemie wohl kein Landgang.

Die Fregatte "Hamburg" ist am Dienstag von Wilhelmshaven zu einem fünfmonatigen Mittelmeer-Einsatz vor der Küste des Bürgerkriegslandes Libyen ausgelaufen. Die 250 Soldatinnen und Soldaten an Bord werden dort an der seit Anfang Mai laufenden Auslandsmission Irini der Europäischen Union teilnehmen.

Zu deren Aufgaben gehört es, das vom UN-Sicherheitsrat verhängte Waffenembargo gegen Libyen durchzusetzen, Informationen über illegale Ölexporte zu sammeln und Schleuserkriminalität zu unterbinden. Kommandant Jan Fitschen sprach von einem Einsatz auf politisch und operativ schwierigem Terrain.

Die "Hamburg" soll am 20. Dezember nach Wilhelmshaven zurückkehren. Aufgrund der Corona-Pandemie kann es sein, dass die Besatzung bis zur Rückkehr keinen Landgang hat.

Seit 2011 herrscht in Libyen Bürgerkrieg

In Libyen herrscht seit dem mit westlicher Hilfe erfolgten Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Bürgerkrieg. Die Regierungstruppen werden maßgeblich von der Türkei unterstützt, ihre Gegner von Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Russland. Alle Versuche, in dem Konflikt zu vermitteln, blieben bisher erfolglos - darunter auch eine Libyen-Konferenz in Berlin im Januar.

Darum geht es im Libyen-Konflikt:

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    Für die EU ist eine Lösung des Konflikts auch deswegen wichtig, weil die chaotischen Zustände in dem Land das Geschäft von Schlepperbanden begünstigen, die Migranten illegal über das Mittelmeer nach Europa bringen.

    Als Länder, die mutmaßlich gegen das UN-Waffenembargo verstoßen, gelten die Türkei sowie die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland. Der Türkei wird unter anderem von Frankreich vorgeworfen, Kriegsmaterial an die Truppen der libyschen Einheitsregierung zu liefern. Die Türkei hingegen bezichtigt Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, den Regierungsgegner General Chalifa Haftar mit Waffenlieferungen zu unterstützen.

    Türkisches Kriegsschiff behindert Arbeit der Franzosen

    Deutschland, Frankreich und Italien hatten Ländern, die gegen das für Libyen geltende UN-Waffenembargo verstoßen, zuletzt sogar Sanktionen angedroht. Die Drohung kam auf eine Initiative Frankreichs zustande, nachdem vor kurzem eine französische Fregatte von einem türkischen Kriegsschiff daran gehindert worden war, ein verdächtiges Frachtschiff zu kontrollieren.

    Nach französischer Darstellung richtete das türkische Schiff zur Abschreckung sogar sein Feuerleitradar auf die französische Fregatte. Da solche Systeme in der Regel nur benutzt werden, um Zieldaten für den Gebrauch von Waffensystemen zu liefern, war dies von Frankreich als "extrem aggressiv" gewertet und auch innerhalb der Nato thematisiert worden.

    Die Fregatte
    Die Fregatte "Hamburg" ist am Dienstag zu einem Mittelmeer-Einsatz im Rahmen der Auslandsmission Irini ausgelaufen. © Foto: Sina Schuldt/dpa

    Deutschland unterstützt Operation Irini seit Mai

    Zur Überwachung des Waffenembargos sind neben Schiffen auch Flugzeuge und Satelliten im Einsatz. Deutschland unterstützt die Operation Irini so schon seit Mai mit einem Seefernaufklärungsflugzeug des Typs P-3C Orion, das mittlerweile knapp 20 Einsatzflüge durchgeführt hat. Hinzu kommt Personal im operativen Hauptquartier in Rom in Italien und auf dem Flaggschiff.

    Die jetzt in den Einsatz geschickte Fregatte "Hamburg" zählt zum 2. Fregattengeschwader der Marine, das seinen Heimathafen im niedersächsischen Wilhelmshaven hat. Das 143 Meter lange Kampfschiff der Sachsen-Klasse ist unter anderem auf Seeraumkontrolle spezialisiert. Eigentlich hätte die Besatzung der "Hamburg" derzeit auf einer Auslandsausbildungsreise im Indischen Ozean sein und sogar Australien besuchen sollen. Wegen der Operation und der Corona-Pandemie wurde diese Fahrt allerdings verschoben.

    Der Besatzung der Fregatte
    Der Besatzung der Fregatte "Hamburg" steht ein fünfmonatigrn Einsatz im Mittelmeer bevor. © Sina Schuldt/dpa