Osnabrück.

Die Stadt Osnabrück präsentiert am heutigen Montag erste Ideen zu einer neuen NS-Gedenkstätte in ihrem Museumsquartier. Die Stadt will in der "Villa Schlikker", der früheren örtlichen NSDAP-Zentrale, das Wirken des NS-Funktionärs Hans Calmeyer kritisch würdigen. Der Jurist Calmeyer (1903-1972) war in der deutschen Besatzungsregierung in den Niederlanden beschäftigt, wo er nach den Nürnberger Gesetzen entschied, wer als Jude galt und wer nicht. Letzlich war er damit an der Entscheidung beteiligt, wer dem Holocaust zum Opfer fiel.

Er soll in mindestens 2500 Fällen sogenannte Arier-Gutachten akzeptiert und damit Menschen vor der Deportation bewahrt haben. Auf der anderen Seite hatte er auch mindestens 1500 Anfragen abgelehnt, was einem Todesurteil gleichkam. Calmeyer war 1992 für seine Verdienste von der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel ausgezeichnet worden.

Der geplante Name "Hans-Calmeyer-Haus" hat inzwischen für Diskussionen innerhalb und außerhalb Osnabrücks gesorgt. Kritiker aus den Niederlanden hatten deswegen zuletzt einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel geschrieben. Das geplante Calmeyer-Erinnerungshaus steht in unmittelbarer Nähe zum 1998 eröffneten Felix-Nussbaum-Haus. Der aus Osnabrück stammende Maler wurde 1944 in Auschwitz ermordet.