Hannover. Urlauber kennen Tansania als Safari-Paradies mit beeindruckenden Tieren und traumhaften Stränden. Doch viele Menschen in dem Land, in dem auch Hunderttausende Flüchtlinge leben, haben kaum Geld. Niedersachsen will helfen, die Lebensbedingungen zu verbessern.

Seit zehn Jahren engagiert sich Niedersachsen bereits in der Entwicklungshilfe im ostafrikanischen Tansania - nun hat der Landtag eine Aufstockung der Hilfe beschlossen. Die Abgeordneten stimmten am Mittwoch mehrheitlich dem Vorschlag der Regierungsfraktionen von SPD und CDU zu, weitere 100 000 Euro für Projekte einzusetzen, die die Ausbildung von Kleinbauern verbessern, im ländlichen Raum eine verlässliche Wasserversorgung sicherstellen und den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben sollen.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) warb vor der Abstimmung für das Entwicklungshilfeprojekt. Es helfe den Menschen in Afrika, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und bekämpfe die Landflucht. Die Unterstützung erfolge auch nicht aus einer postkolonialen Haltung heraus. Was vor Ort am besten weiterhelfe, werde mit örtlichen Partnern erörtert und nicht von Deutschland aus entschieden.

Ziel ist es, Tansanias wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung zu unterstützen. In den vergangenen Jahren hat das Land dafür zum Beispiel Schulpartnerschaften vermittelt und die Gesundheitsversorgung für Senioren und Menschen mit Behinderung gefördert. Aber auch Projekte, die über Genitalverstümmelungen und frühere Verheiratungen von Mädchen und Frauen aufklären sollen, unterstützte das Land.

Damit leiste Niedersachsen "einen spürbaren Beitrag zur Verbesserung der Lebensverhältnisse", heißt es im Antrag von SPD und CDU. Allerdings steht Tansania - früher ein Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika - vor großen Herausforderungen.

Zwar ist das Land für Touristen ungemein attraktiv: Safaris locken Tierliebhaber, der Kilimandscharo die Bergsteiger, die Insel Sansibar die Taucher. Doch im Entwicklungsindex der Vereinten Nationen für 2018 schaffte es Tansania nur auf Platz 159 von 189 Staaten. Mehr als 300 000 Flüchtlinge aus den Nachbarstaaten lebten zuletzt im Land. Und die Bevölkerungszahl steigt Schätzungen zufolge bis 2029 weiter von rund 58 Millionen auf knapp 77 Millionen Menschen.

Niedersachsens Engagement zur Bewältigung dieser Herausforderungen geht dabei nach Angaben der Staatskanzlei auf einen Wunsch des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler zurück. Der Auslöser sei ein Schiff gewesen: die in Papenburg gebaute "MS Liemba", früher "Graf Goetzen", die bis heute auf dem Tanganjika-See fahre und an das gemeinsame historische Erbe von Deutschland und Tansania erinnere.