Hannover/Bremen. Auch wenn die Kanzlerin über “Öffnungsdiskussionsorgien“ schimpfte: Für Geschäfte und Kunden war der Montag ein kleines Hoffnungszeichen in Corona-Zeiten. Normalität sieht trotzdem anders aus.

Erstmals seit mehreren Wochen haben am Montag in Niedersachsen und Bremen kleinere Geschäfte die Türen wieder für ihre Kunden aufgemacht. "Vor allem für Geschäfte, die auf stationäre Umsätze angewiesen sind, ist das deutlich mehr als eine Atempause", sagte der Geschäftsführer des Handelsverbandes Niedersachsen-Bremen, Mark Alexander Krack, der dpa. Viele Einzelhändler hätten die Lager und die Verkaufsflächen voll. "Die freuen sich natürlich, dass sie wieder an den Start gehen können." Öffnen durften Geschäfte mit maximal 800 Quadratmeter Fläche.

HANNOVER: Auf der Einkaufsmeile Georgstraße flanierten nach fast fünf Wochen ohne Shopping einige Bummler schon wieder mit zwei oder drei Einkaufstüten in der Hand. Manche Läden begrüßten ihre Kunden mit der Aufschrift: "Wir haben Dich vermisst!" Vor einem Schuhladen bildete sich eine Schlange, nur einzeln wurden Kunden hineingelassen. Auch in Juwelierläden und Modeschmuckboutiquen gab es nachgeholte Einkäufe.

Verwaist waren dagegen noch große Kaufhäuser wie Karstadt oder Peek & Cloppenburg, deren Verkaufsfläche zu groß ist, um schon zu öffnen. Mitten auf der Georgstraße warteten Menschen in einer Schlange, um Atemschutzmasken für 4,70 Euro zu kaufen. Viele Passanten folgten der Empfehlung, eine Maske zu tragen.

BREMEN: Ob Kopierladen, Geschäfte mit Unterwäsche, Schuhen oder Silberbesteck - rund um die Bremer Einkaufspromenaden Obernstraße und Sögestraße waren viele Läden geöffnet, darunter auch große mit Flächeneinschränkungen. "Bitte nur mit Maske eintreten", empfahlen einige Ladenbesitzer. Auf Tresen oder Tischchen standen Flaschen mit Desinfektionsmittel zur freien Verwendung. Wo möglich, waren Eingang und Ausgang separat ausgewiesen.

Wegen der Corona-Krise war auch die Buchhandlung Storm in Bremen seit dem 18. März für Kundschaft im Geschäft geschlossen. Am Montag war die Ladentür wieder offen. "Wir zählen die Kunden anhand von Papier-Einkaufstüten", sagte Inhaberin Alexandra Rempe. Das System ist einfach: An einem Holzständer hängen vor der Eingangstür zwölf Tüten. Sind die weg, dann müssen die Kunden solange warten, bis wieder neue kommen. So wird die Maximalzahl von zwölf Kunden und drei Beschäftigten auf der 250 Quadratmeter großen Fläche eingehalten.

OLDENBURG: "Es fühlt sich an wie ein ganz normaler Montag", sagte Jan Maguna vom Laden Comic, Buch & Spiele. Es komme nicht mehr oder weniger Kundschaft als sonst. In dem Geschäft in der Staustraße waren Vorkehrungen zum Infektionsschutz getroffen, etwa durch eine kleine Plexiglasscheibe an der Kasse. Jeder Kunde musste einen Einkaufskorb nehmen. "Wir haben das auf sieben limitiert", sagte Maguna. Von den Kunden trage etwa die Hälfte Masken, die andere Hälfte nicht.

WOLFSBURG UND BRAUNSCHWEIG: Einige Wolfsburger Geschäfte waren am Montag noch geschlossen, an manchen wiesen Schilder auf eine Wiedereröffnung erst in der kommenden Woche hin. "Es ist noch nicht viel los", sagte die Inhaberin eines Bekleidungsgeschäfts in der Innenstadt. Die Leute müssten sich wohl erst wieder an die geöffneten Läden gewöhnen. Weil in der VW-Stadt seit Montag eine Maskenpflicht auch in Geschäften gilt, waren die meisten Passanten bei strahlendem Sonnenschein vermummt unterwegs. Auch im benachbarten Braunschweig soll bald eine Maskenpflicht eingeführt werden. Sie greift ab Samstag (25.04.) und erstreckt sich ebenfalls auf den Aufenthalt in Geschäften.

GÖTTINGEN: Von Ansturm war in der Göttinger Innenstadt am Montag nichts zu spüren. "Das wäre ganz sicher auch nicht im Sinne der Sache", sagte Frederike Breyer, Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft Einzelhandel Pro City. Denn bei Andrang und Ansturm lässt sich nur schwer Abstand halten. "Aber wir freuen uns, dass die Kunden wieder persönlich ins Geschäft kommen dürfen." Auch Karstadt öffnete in Göttingen eine Maximalfläche von 800 Quadratmetern für die Kundschaft.

Für den Einzelhandel seien die letzten Wochen katastrophal gewesen, so Breyer. Die Lager seien voll, die Frühlingskollektionen warteten auf Kunden. Der wegen des Öffnungsverbots eingerichtete Lieferservice sei für viele nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen.