Göttingen. Er sei krank gewesen vor Eifersucht, so dass er sich selbst habe töten wollen, erklärt der Angeklagte vor Gericht. Stattdessen brachte er zwei Frauen um.

Im Mordprozess um den Tod zweier Frauen hat der Angeklagte am Mittwoch vor dem Landgericht Göttingen ein Geständnis abgelegt. An Details könne er sich zwar nicht erinnern, erklärte der 53-Jährige in einer von der Verteidigung verlesenen Einlassung. Er habe einen "Filmriss" gehabt. Er habe jedoch keinen Zweifel daran, dass er - wie in der Anklage beschrieben - die beiden Frauen getötet und zwei Zeugen verletzt habe.

Dem Deutschen wird vorgeworfen, am 26. September vergangenen Jahres in Göttingen aus Eifersucht seine 44 Jahre alte frühere Lebensgefährtin auf offener Straße mit mehreren Messerstichen umgebracht und ihre zu Hilfe eilende 57-jährige Arbeitskollegin ebenfalls getötet zu haben. Zwei weitere Menschen, die helfend eingreifen wollten, wurden von dem 53-Jährigen verletzt.

Der vom Gericht als gefährlich und fluchtbereit eingeschätzte Angeklagte wurde erneut in Handschellen und bewacht von vier Justizbediensteten in den Schwurgerichtssaal geführt. Dort hatte die Kammer wegen der Corona-Krise nur wenige Zuhörer zugelassen, so dass die Sicherheitsabstände eingehalten werden konnten.

In seiner Erklärung betonte der Angeklagte, er habe mit der 44-Jährigen gut zwei Jahre lang eine harmonische Beziehung geführt. Kurz vor der Tat habe die Frau den Kontakt zu ihm abgebrochen. Mehrere Versuche mit ihr zu sprechen, seien gescheitert. An einem Abend habe er vom Balkon aus durch das Fenster beobachtet, wie die 44-Jährige leicht bekleidet mit einen anderen Mann auf dem Sofa lag. Er sei gekränkt, wütend und verzweifelt gewesen, habe geschrien, ans Fenster geklopft und Balkonmöbel geschleudert. Die 44-Jährige hatte daraufhin eine Kontaktsperre erwirkt.

In der Folgezeit habe er weder schlafen noch essen können, habe innerhalb weniger Tage acht Kilogramm Gewicht verloren und sich vorübergehend zur Behandlung in die Psychiatrie begeben, erklärte der Angeklagte. "Ich war so verzweifelt, dass ich vorhatte, mich selbst mit Benzin zu übergießen und anzuzünden."

Am 26. September habe er einen letzten Gesprächsversuch unternommen. Für den Fall, dass es nicht zur Aussprache komme, habe er sich umbringen wollen. Er sei zur Arbeitsstelle der 44-Jährigen geradelt. In den Satteltaschen habe er abgefülltes Benzin und zufällig mehrere Messer gehabt. Er habe die Frau auf der Straße getroffen. Sie habe es abgelehnt, mit ihm zu reden. Was danach geschehen sei, wisse er nicht mehr.

Laut Anklage übergoss der 53-Jährige seine Ex-Freundin mit Kraftstoff, zündete diesen an und tötete die Frau mit 25 Messerstichen. Während der Tat habe er gerufen: "Mich betrügt man nicht." Die zu Hilfe eilende 57-jährige Arbeitskollegin der 44-Jährigen verletzte er mit dem Messer ebenfalls so schwer, dass sie später im Krankenhaus starb. Anderen Helfern drohte er: "Mischt euch nicht ein, sonst steche ich auch euch ab." Ein Mann und eine Frau erlitten Verletzungen. "Ich übernehme die Verantwortung für die Taten, auch wenn ich mich heute nicht mehr an meine diesbezüglichen Handlungen erinnern kann", erklärte der Angeklagte.

Nach der Tat floh der Mann. Er wurde am nächsten Abend in Göttingen von Polizisten überwältigt. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. "Ich habe mir in den vergangenen Monaten oft gewünscht, ich hätte meinen ursprünglichen Plan, mich selbst zu töten, in die Tat umgesetzt", sagte der Tischler.

Der 53-Jährige war schon früher mehrfach wegen Vergewaltigungen verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für gemeingefährlich. Sie kündigte an, nicht nur auf lebenslange Haft, sondern zusätzlich auf Sicherungsverwahrung plädieren zu wollen. Der 53-Jährige würde dann auch nach dem Verbüßen seiner Strafe nicht auf freien Fuß kommen.