Hannover. Einen professionellen Haarschnitt bekommt derzeit niemand. Selbst Friseurinnen und Friseure lassen ihre Haare wachsen. Die Schließung der Betriebe ist für die Branche eine wirtschaftliche Herausforderung.

Die angeordnete Schließung der Friseurgeschäfte stellt viele Betriebe in Niedersachsen vor große Probleme. "Ich denke, dass etliche Insolvenzen auf uns zu kommen", sagte Manuela Härtelt-Dören vom Landesinnungsverband des niedersächsischen Friseurhandwerks. "Ohne die wirtschaftliche Hilfe der Politik würde es bei uns ganz schlecht aussehen", so die Landesinnungsmeisterin. "Bei den kleinen Betrieben gibt es wahrscheinlich die größten Schwierigkeiten." Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, sind seit dem 23. März bundesweit alle Friseurgeschäfte geschlossen.

Nach Angaben des Landesinnungsverbandes sind viele Betriebe auf staatliche Unterstützung angewiesen. "Die ersten Kollegen haben schon Gelder bekommen", sagte Härtelt-Dören, die Inhaberin von zwei Friseursalons in Göttingen ist. "Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist es sehr leicht, die Gelder zu beantragen. Von der Bearbeitung her sind sie sehr fix. Das läuft richtig gut." Firmen und Selbstständige, die sich wegen der Corona-Krise in einer Notlage befinden, können derzeit Zuschüsse beantragen.

Der Landesinnungsmeisterin zufolge haben viele Friseurbetriebe Kurzarbeit angemeldet. In diesen Fällen zahlt die Arbeitsagentur Beschäftigten ohne Kinder regulär 60 Prozent des Nettolohns, Beschäftigte mit Kindern erhalten 67 Prozent. Die finanziellen Einbußen seien für die Beschäftigten deutlich spürbar, sagte Härtelt-Dören. "Manche Betriebe überlegen, das aufzustocken." Wirtschaftlich sei das aber nicht bei allen Geschäften machbar. Die Möglichkeit, Menschen zuhause die Haare zu schneiden, gebe es derzeit nicht. "Das ist mit Strafen belegt, man sollte da tunlichst die Finger von lassen", sagte die Friseurmeisterin. "Die Ordnungsämter und die Polizei sind unterwegs und kontrollieren das. Die Strafen sind hoch."

Nach Angaben von Härtelt-Dören lassen aus Solidarität mit den Kunden derzeit viele Friseurinnen und Friseure ihre Haare wachsen. "Ich weiß von Kollegen, die sich jeden Morgen fotografieren", sagte sie. Alle würden bald wie Hippies aussehen.

Für die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus hat sie Verständnis. "Gesundheit ist das höchste Gut, das wir haben." Nun müsse schnell geklärt werden, wie es für die Betriebe weiter gehen kann. Schon jetzt seien die Hygiene-Standards in den Friseurbetrieben sehr hoch. "Es wäre schön, wenn wir schnellstmöglich unsere Geschäfte wieder aufmachen können, um Geld zu verdienen." Den derzeitigen Einnahmenausfall können die Friseurinnen und Friseure demnach nicht zu anderer Zeit ausgleichen. "Was ich heute nicht verdiene, kann ich morgen nicht mehr reinholen."

Der Landesinnungsverband des niedersächsischen Friseurhandwerks ist ein Arbeitgeber- und Fachverband. Er vertritt die Interessen von rund 1500 Friseurbetrieben in Niedersachsen. Daneben gibt es weitere Friseurgeschäfte, die nicht in den Innungen organisiert sind.