Hannover/Rotenburg. Offene Sandflächen im Landesinneren sind besondere Lebensräume. Um sie zu schützen, rollen mitunter Bagger durch Naturschutzgebiete.

Dünen gibt es in Niedersachsen nicht nur am Meer, sondern auch im Landesinneren. Sogenannte Binnendünen erstrecken sich derzeit über eine Fläche von rund 670 Hektar, wie Tom Kutter vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Binnendünen sind heute so selten, dass sie europaweit zu schützende Lebensräume mit einer hoch spezialisierten Flora und Fauna sind", erklärte Kutter, der in Niedersachsen als Koordinator für das EU-Projekt "Atlantische Sandlandschaften" zuständig ist.

Demnach waren die offenen Flugsanddünen des Binnenlandes früher verbreitet und auch gefürchtet. Inzwischen sind sie nur noch als vereinzelte und vergleichsweise kleine Restflächen erhalten. "Der überwiegende Teil liegt heute unter Wald." Für manche Flechten, Moose, Gräser sowie für Käfer, Wildbienen und einige Amphibien und Reptilien seien die Binnendünen wichtig. "Auch einige Vogelarten zieht es zu den offenen Sandflächen." Um diese Lebewesen zu schützen, haben sich die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, die Binnendünen in einem guten ökologischen Zustand zu erhalten.

Mit verschiedenen Maßnahmen versucht das Land Niedersachsen, seine Binnendünen zu pflegen. So waren bis Anfang März Bagger und Arbeiter bei Unterstedt nördlich von Rotenburg (Wümme) unterwegs, um Bäume zu fällen und wuchernde Brombeerbestände zurückzudrängen. "Bagger in Naturschutzgebieten sind immer ein erklärungsbedürftiger Anblick", sagt Kutter. Doch solche Arbeiten seien nötig, um zu verhindern, dass die offenen Sandbereiche verschwinden und auf den Flächen mehr und mehr Bäume wie Pappeln und Birken wachsen. Nur durch Gehölz- und Bodenarbeiten könne der Lebensraum für Pflanzen und Tiere, die auf die Sanddüne angewiesen sind, erhalten bleiben. Seltene Tierarten wie Zauneidechsen, Wildbienen und hoch gefährdete Spinnenarten profitierten von den Gehölz- und Bodenarbeiten.

Die Kosten für solche Arbeiten werden von der EU und dem Land Niedersachsen übernommen. "Bis Ende 2021 werden wir in Niedersachsen circa 100 solcher Einzelprojekte mit einer Vielzahl an lokalen Partnern abgeschlossen haben", sagte Projektkoordinator Kutter. Binnen-Dünen-Projekte sind demnach im Emsland, in der Region Hannover, bei Verden, in der Lüneburger Heide und im Oldenburger Raum geplant.