Zu alt für die Jagd, keine Lust mehr auf Scheibenschießen oder kein Interesse an Opas Flinte: Es gibt viele Gründe, Waffen abzugeben. Die Behörden haben nun Hunderte von ihnen vernichtet.

Northeim (dpa/lni) – In Niedersachsen sind im zweiten Halbjahr 2019 genau 2175 Waffen privater Besitzer amtlich vernichtet worden. Dies ergebe sich aus dem Nationalen Waffenregister, teilte das Innenministerium in Hannover mit. Die Schusswaffen seien zum Großteil von deren Besitzern aus Altersgründen freiwillig abgegeben worden oder weil sie ihr Schießsport-Hobby aufgegeben haben. Ein Teil der Waffen stamme auch von Erben oder Findern. Exakte Angaben zu früheren Zeiträumen gebe es nicht, weil die Zahl der vernichteten Waffen im Nationalen Waffenregister erst sei Juli vergangenen Jahres erfasst werde.

Wie viele Waffen in Niedersachsen bei der Polizei oder den Landkreisen und Städten insgesamt abgegeben werden, werde im Register nicht erfasst, sagte der Ministeriumssprecher. Nach Angaben verschiedener befragter Kommunen ist die Zahl schwankend. Dass Mitte 2018 eine zwölfmonatige Amnestieregelung ausgelaufen ist, wonach illegale Waffen straffrei abgegeben werden konnten, habe dabei keine nennenswerte Auswirkung auf die Zahl der zurückgegebenen Waffen gehabt, sagte zum Beispiel ein Sprecher der Stadt Salzgitter. In Salzgitter seien 2018 genau 34 Schusswaffen abgegeben worden, 2019 waren es 50. Die Hansestadt Bremen nannte keine Zahlen. Seit Auslaufen der Amnestieregelung würden aber nur noch selten illegale Waffen abgegeben.

Die Stadt Wolfsburg registrierte zuletzt einen deutlichen Rückgang bei den abgegebenen Waffen. 2017 wurden 114 Waffen gezählt, 2018 waren es 88 und im vergangenen Jahr 33. Beim Landkreis Emsland wurden 2019 insgesamt 115 Waffen abgegeben. Für sechs der abgelieferten Schusswaffen lag keine amtliche Berechtigung vor. Bei diesen illegalen Waffen handele es sich häufig um "Dachbodenfunde", sagte ein Sprecher.

Es komme vereinzelt vor, dass Leute bei Haushaltsauflösungen Waffen finden und diese dann zur Polizei bringen, berichtete ein Polizeisprecher in Osnabrück. Besser sei es, die Polizei anzurufen und die Waffen abholen zu lassen. Denn das Führen einer Waffe in der Öffentlichkeit ohne Besitz eines Waffenscheines sei verboten. Beim Landkreis Harburg registrierte man 2018 knapp zwei Dutzend solcher illegalen Schusswaffen, 2019 wurden es drei.

Besonders viele Waffen landeten beim Landkreis Northeim. In den vergangenen Jahren seien es jeweils rund 200 gewesen, berichtete ein Sprecher. Dabei handele es sich unter anderem um unterschiedliche Gewehre, Pistolen und Revolver. Zuletzt sei auch immer mehr Munition hinzu gekommen. Innerhalb von zwei Jahren landeten rund 700 Kilogramm Patronen bei der Behörde.

Die Kosten für die Vernichtung der abgegebenen Waffen trägt das Land Niedersachsen. In den beiden vergangenen Jahren wurden dafür nach Angaben des Innenministeriums gut 100 000 Euro aufgewendet.

Es klappt allerdings nicht immer, dass die Waffen wie geplant vernichtet werden. In Oldenburg zum Beispiel kam etwas dazwischen. Dort wurden vor einigen Tagen von Einbrechern 30 Schusswaffen aus Tresoren in einem städtischen Bürogebäude gestohlen.