Bremerhaven. Jugendliche brauchen für einen Schwimmbadbesuch in Bremerhaven künftig das Bronzeabzeichen, wenn sie ohne erwachsene Begleitung kommen. Die neue Regelung stößt nicht überall auf Verständnis - obwohl die Schwimmfähigkeit der Kinder stetig sinkt.

In den Bremerhavener Bädern werden Mädchen und Jungen bis zum 16. Geburtstag ohne Bronzeabzeichen künftig nur noch eingelassen, wenn ein Elternteil mitkommt. "Nur wer sicher schwimmen kann, darf bei uns ohne erwachsene Begleitperson ins Bad", sagte der Geschäftsführer der Bädergesellschaft Bremerhaven, Robert Haase, der Deutschen Presse-Agentur. Immer öfter müssten Rettungsschwimmer selbst jugendlichen Besuchern helfen, weil sie zu ertrinken drohten. "Das ist für die Mitarbeiter nicht mehr tragbar."

Die Vorgabe gilt ab 1. März 2020. Zuletzt wurden kostenlose Trainings- und Prüfungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche angeboten. Kinder unter acht Jahren dürfen auch weiterhin grundsätzlich nur mit einer Aufsichtsperson kommen. Mit der Regelung folgt Bremerhaven dem Vorbild der Bremer Bäder. Dort muss an der Kasse für einen alleinigen Besuch ohne Eltern sogar bis zur Volljährigkeit der Freischwimmerpass vorgelegt werden, wie eine Sprecherin sagte. Die Erfahrungen damit seien positiv.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) kann den Schritt Bremerhavens und Bremens zwar nachvollziehen. "Aus Sicht der DLRG wäre es jedoch sicher zielführender, an das Verantwortungsbewusstsein der Eltern zu appellieren, anstatt den Zutritt zum Bad zu verweigern", sagte DLRG-Sprecher Achim Wiese. Die DLRG beklage seit Jahren eine steigende Zahl unsicherer Schwimmer unter den Kindern und Jugendlichen. Inzwischen seien rund 60 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer.

In Osnabrück hält man von der Bremerhavener Regelung wenig: "Wir stehen dem kritisch gegenüber und bezweifeln, ob eine solche Regelung zum gewünschten Erfolg führt", sagte ein Sprecher der Stadtwerke, die drei Bädern betreibt. Auch ein Bronzeabzeichen sei keine Garantie für eine sichere Schwimmfähigkeit. Eltern könnten am besten abschätzen, ob ihre Kinder allein ins Bad dürften. Die Regelung in Bremerhaven könne sogar dazu führen, dass Eltern ihre Verantwortung an die Badbetreiber abschöben.

Dieses Phänomen beobachten indes viele Badbetreiber ohnehin. "Eltern verletzen ihre Aufsichtspflicht häufiger als früher", sagte Fabian Neubert vom Stadtbad Braunschweig. Es komme immer wieder vor, dass die Bademeister schwimmunsichere Kinder aus tiefem Wasser ziehen müssten, während die Eltern sich bei den Liegewiesen aufhielten.

In Braunschweig müssen die Eltern aber auch nicht zwingend anwesend sein: Für Siebenjährige und älter reicht der Nachweis des Seepferdchens, um allein ins Schwimmbad zu gehen. Mit dieser Regelung orientiere man sich an der Vorgabe der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, so Neubert.