Hannover. In Deutschland sind vergangenes Jahr weniger Menschen im Straßenverkehr getötet worden. In Niedersachsen und Bremen ist das anders. Es könnte mit dem Radverkehr zusammenhängen.

Gegen den Bundestrend ist die Zahl der Verkehrstoten in Niedersachsen im vergangenen Jahr gestiegen. Landesweit kamen 432 Menschen ums Leben. Dies seien 14 Tote mehr als im Vorjahr, ein Anstieg von 3,3 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden am Donnerstag mit.

Bundesweit dagegen sank die Zahl auf den tiefsten Stand seit Beginn der statistischen Erfassung vor mehr als 60 Jahren. Insgesamt kamen 2019 in Deutschland 3059 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Dies sind 216 Menschen - oder 6,6 Prozent - weniger als im Vorjahr.

Wie in Niedersachsen stieg auch in Bremen die Zahl der Todesopfer - um zwei auf acht. Eine Erklärung für die vom Bundestrend abweichende Entwicklung in den beiden Ländern nannte das Statistische Bundesamt nicht.

Das niedersächsische Innenministerium teilte mit, die Entwicklung habe sich bereits in den letzten Monaten des Jahres 2019 abgezeichnet - "insbesondere auch im Zusammenhang mit dem Radverkehr". Die Polizei lege deshalb in diesem Jahr bei ihrer Verkehrssicherheitsarbeit einen Schwerpunkt auf den Radverkehr, zu dem auch die elektrisch angetriebenen Pedelecs gezählt werden. Eine steigende Zahl von Unfällen mit Pedelecs war auch in der Bundesstatistik verzeichnet worden.

Detaillierte Unfallzahlen für das gesamte Jahr 2019 lägen für Niedersachsen noch nicht vor, sagte ein ADAC-Sprecher. Es deute sich jedoch an, dass die Zahl der Unfälle mit tödlichem Ausgang innerorts und auf Landstraßen zugenommen habe. Auf Autobahnen könne man dagegen von einem Rückgang der tödlichen Unfälle ausgehen.

Fest steht nach Destatis-Angaben, dass das statistische Risiko, im Straßenverkehr zu sterben (54 Fälle je eine Million Einwohner), in Niedersachsen ebenso wie in anderen Bundesländern mit vielen ländlichen Regionen höher ist als im deutschlandweiten Durchschnitt (37 je eine Million). Denn Landstraßen gelten nach wie vor als die gefährlichste Straßen-Kategorie. In den Stadtstaaten ist deshalb das statistische Risiko, bei Verkehrsunfällen zu sterben, am niedrigsten. In Bremen lag das Risiko 2019 zum Beispiel "nur" bei zwölf Fällen je eine Million Einwohner.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) wies darauf hin, dass anders als bei anderen Gruppen von Verkehrsteilnehmern die Zahl der getöteten Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland im zweiten Jahr in Folge gestiegen ist. Besonders stark sei der Anstieg bei den Nutzern von Pedelecs (28 Tote beziehungsweise 32,6 Prozent).