Langeoog. Kilometerlange weiße Sandstrände locken zahlreiche Touristen auf die ostfriesischen Inseln. Doch ist davon vielerorts nach den Sturmfluten nicht mehr viel übrig. Das ist nicht nur für Urlauber ein Problem.

Nach mehreren Sturmfluten und einigen Schäden an den ostfriesischen Inseln will Langeoogs Bürgermeisterin Heike Horn mit Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) über Schutzkonzepte sprechen. "Prävention wäre besser, als nur die Krankheit zu behandeln", sagte die parteilose Horn vor einem Treffen der Inselbürgermeister mit Lies am Mittwoch. Nach den Sturmtiefs "Sabine" und "Victoria" sei auf der Insel nicht nur auf Hunderten Metern Strand weggerissen worden, "wir haben auch hohe Abbruchkanten an den Dünen". Diese schützen etwa den Süßwasservorrat der Insel.

Das Umweltministerium teilte am Dienstag mit, dass dieses Jahr erneut mehr als 61 Millionen Euro für den Küstenschutz bereitstehen - knapp ein Drittel des Geldes kommt vom Land, der Rest vom Bund. "Damit werden wir den Sturmflutschutz am Festland und auf den Inseln weiter verbessern und unsere Deiche sicherer machen", sagte Lies.

Der Küstenschutz sichert dem Minister zufolge ein Siedlungsgebiet mit 1,2 Millionen Menschen und Sachwerten von rund 129 Milliarden Euro allein in Niedersachsen. Mehr als die Hälfte des Geldes für den Küstenschutz geht an Deichverbände. Schwerpunkte liegen im Bereich der Tideelbe und in der Region Weser-Ems.

Eine präventive Maßnahme ist Langeoogs Bürgermeisterin zufolge auch das sogenannte Sedimentmanagement in der Nordsee - "also Methoden, um den Sand umzulenken, wenn man die Strömungsverhältnisse kennt", erklärte Horn. "Ich möchte anfragen, ob das nun in den Vordergrund gerückt ist und für welche Inseln das erstmal geplant wäre."

Auf Langeoog wird der verlorene Sand nach Sturmflutsaisons mitunter aufwendig aufgespült und verteilt. Steht dabei der Küstenschutz im Vordergrund, trägt das Land Niedersachsen die Kosten. Für die Bürgermeisterin schließt sich aber auch eine zweite Frage an: "Ist genug Sand da für unsere Strandkörbe?" Um diese wichtige Einnahmequelle im Tourismus zu sichern, muss sich die Insel selbst kümmern - wie zuletzt vor zwei Jahren.

Eine genaue Schadensbilanz des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) steht nach den jüngsten Sturmtiefs noch aus. Laut Horns Schätzungen wurde stellenweise so viel Sand abgetragen wie seit etwa 15 Jahren nicht mehr. Auch Wangerooges Kurverwaltung klagte über ungewöhnlich hohe Schäden. Horn begrüßt daher die Einladung des Ministers: "Als erstes erwischt es uns Inseln. Wir sind das Schutzschild der Küste."