Osnabrück.

Nicht erst seit dem Anschlag in Hanau, sondern schon seit vielen Jahren leben Muslime in Niedersachsen nach Worten eines Osnabrücker Religionswissenschaftlers mit dem Gefühl von Angst und Unsicherheit. Er beobachte an sich selbst, aber auch an anderen, dass sich sein alltägliches Leben nach einem solchen Anschlag nicht verändere, sagte Coşkun Sağlam vom Institut für islamische Theologie der Uni Osnabrück am Freitag. Den Terroristen dürfe man nicht den Erfolg geben, dass man seine Freiheit nicht mehr lebe.

Eine Folge ist aus seiner Sicht aber eine latente Angst. Unter Migranten greife wieder eine Grunddistanzierung gegen Deutschland um sich - man zweifele, ob man wirklich Teil dieser Gesellschaft sei. "Das könnte uns wieder um Jahre zurückwerfen, was die Atmosphäre und politische Entwicklung, die damit einhergeht, betrifft."

Die Tat in Hanau reihe sich ein in die Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), sagte Sağlam. "Deutschland bleibt für mich das Vorbild in der Welt, was Rechtsstaatlichkeit angeht. Aber die NSU-Geschichte, das ist ein Schatten, der stört, und der im Hinterkopf bleibt und sagt: Irgendetwas stimmt hier nicht."