Hannover/Wolfsburg. Als VW-Tochter ist der Sitzhersteller Sitech auch auf Bestellungen aus dem eigenen Konzern angewiesen. Ein wichtiger Auftrag könnte scheitern - mit empfindlichen Konsequenzen. Die Politik soll helfen.

Die drohende Schließung des Werks des VW-Sitzherstellers Sitech in Hannover wird ein Thema für die Politik. In der kommenden Woche soll sich der niedersächsische Landtag mit der Entwicklung beschäftigen, nachdem bereits eine Liste mit Tausenden Unterschriften zum Erhalt des Standorts an das Wirtschaftsministerium gegangen war. Grüne und IG Metall befürchten das Aus für das Werk mit etwa 470 Beschäftigten, falls - wie absehbar - ein wichtiger Auftrag platzen sollte. Die Volkswagen-Tochter beliefert die Konzernmarken, muss sich dabei aber auch gegen externe Wettbewerber behaupten.

Auf der Kippe steht die Lieferung von Sitzen für den Bus T6.1 durch Sitech bei den leichten Nutzfahrzeugen (VWN). VW erklärte zuletzt, eine endgültige Entscheidung dazu sei noch nicht gefallen. Der Grünen-Wirtschaftsexperte Detlev Schulz-Hendel, dessen Fraktion eine Anfrage ins Parlament einbringen will, betonte: "Wir erwarten, dass die Landesregierung sich klar gegenüber VW für die Standortsicherung von Sitech und für ein zukunftsorientiertes Unternehmenskonzept in Hannover einsetzt." Falls die Anfrage nicht im Plenum diskutiert werden kann, erhoffe man sich zumindest schriftlich nähere Auskünfte.

Bei Sitech hieß es am Freitag: "Es ist eine komplexe Lage, die noch nicht entschieden ist." Der Auftrag für den T6.1 sei für das Werk sehr wichtig. Nach Angaben der IG Metall soll ein osteuropäischer Standort des französischen Autozulieferers Faurecia den Zuschlag bekommen. Dort sollen die Sitze deutlich billiger angeboten werden.

Schulz-Hendel nannte die Entwicklung "sehr bedauerlich". Der Konzern habe Bestellungen für den T6.1 bis 2024 zugesagt. Man müsse nun "eine tragfähige Zukunftsperspektive entwickeln und sicherstellen". Auch Bundestagsabgeordnete setzen sich für einen Erhalt des Werks ein.

VWN-Betriebsratschefin Bertina Murkovic forderte eine Fortsetzung der Zusammenarbeit: "Es gibt bestehende Verträge. Wir als Betriebsrat und die Beschäftigten der Sitech erwarten, dass diese nun eingehalten werden." Aus Konzernkreisen war zu hören, dass die Gespräche mit Sitech-Belegschaftsvertretern in Hannover schwierig gewesen seien.

Die internen Zulieferwerke ("Komponente") müssen sich im VW-Konzern der Konkurrenz durch äußere Anbieter stellen. Personalvorstand Gunnar Kilian hatte der Deutschen Presse-Agentur jüngst zur allgemeinen Situation gesagt: "Eigentlich ist die Komponente eine eigene Marke. Damit ist sie selbstständig - aber damit wird sie auch gemessen wie ein externer Zulieferer. Jeder Standort muss wettbewerbsfähig produzieren, sonst kann man langfristig keine Beschäftigung sichern."