Hannover. Schwerbewaffnete Polizisten in einer Klinik - seit Tagen gibt es Wirbel um die Behandlung eines mutmaßlichen Mafia-Mitgliedes aus Montenegro in Hannover. Niedersachsens Innenminister Pistorius hat eine klare Meinung zu dem Fall.

Der Spuk hat ein Ende: Das mutmaßliche Clan-Mitglied, dessen Aufenthalt in der Medizinischen Hochschule Hannover für heftigen Streit sorgte, hat die Stadt mit dem Ziel Istanbul verlassen. Der 35-Jährige und seine Frau, beide aus Montenegro, seien per Privatflugzeug abgereist, teilte ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums am Freitag mit. Die Stadt Hannover hatte zuvor auf Bitten und in enger Abstimmung mit dem Ministerium beschlossen, den Mann ausweisen zu lassen.

Igor K. soll in eine blutige Clan-Fehde um Drogengeschäfte verwickelt sein. Am 7. Februar war er aus Montenegro eingeflogen, um Ende Januar erlittenen Schussverletzungen an der MHH behandeln zu lassen. Das Klinikum in Hannover wurde sichtbar von schwer bewaffneten Polizisten mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen bewacht.

Im Bett liegend wurde der Schwerverletzte auf dem Dach der MHH zu einem Hubschrauber der Bundespolizei gebracht. Damit flog er dann zum Flughafen und von dort weiter in Richtung Istanbul.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius sprach von einer guten Nachricht für das Personal sowie die Patientinnen und Patienten der MHH - und für die Polizei. "Ich bin froh, dass diese unnötige Episode jetzt ein Ende gefunden hat", sagte der SPD-Politiker. Schon am Vortag hatte Pistorius unter Berufung auf MHH-Einschätzungen erklärt, Igor K. sei reisefähig, seiner Ausreise stehe daher nichts im Wege. Nach Übergabe der Ausweisungsverfügungen hatten die beiden Montenegriner sieben Tage Zeit, um Deutschland freiwillig zu verlassen. Danach wären sie abgeschoben worden.

Zuvor hatte Ministerpräsident Stephan Weil klargemacht: "Wir sind entschlossen, diesen Herrn so schnell wie möglich wieder loszuwerden." Der SPD-Politiker erklärte: ""Man muss sich ja fragen, warum dieser Herr überhaupt an der MHH aufgenommen worden ist." Diese Frage bedürfe der Klärung. "Ich bin sicher, wenn alle Beteiligten an der MHH geahnt hätten, um wen es sich da handelt, dann hätten sie eine Aufnahme sehr viel kritischer geprüft." So etwas dürfe in dieser Form nie wieder passieren.

Am Vortag war bekanntgeworden, dass der 35-Jährige ausgewiesen wird und Deutschland so schnell wie möglich verlassen muss. In der Mitteilung des Innenministeriums hieß es: "Die Ausweisungsverfügung wurde notwendig, da von dem Aufenthalt des Patienten in der MHH eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgeht. Damit sind aus aufenthaltsrechtlicher Sicht die notwendigen Maßnahmen eingeleitet worden, um den Aufenthalt der betroffenen Person möglichst schnell zu beenden. Sollte er seiner Ausreiseverpflichtung nicht freiwillig nachkommen, wird er abgeschoben."

Um den Aufenthalt des Montenegriners, der tagelang von Polizisten in der Klinik bewacht wurde, hatte es massiven Streit gegeben. Der Steuerzahlerbund verlangte etwa, die immensen Kosten für den Einsatz dem Privatpatienten beziehungsweise seiner Familie in Rechnung zu stellen. Auch die Ehefrau des 35-Jährigen, die in einem Hotel in der Nähe wohnte, wurde bewacht. Abgeordnete in Hannover verlangten von der rot-schwarzen Landesregierung Aufklärung.