Hannover. Belit Onay will nicht lange fackeln: Im Wahlkampf hat der neue Oberbürgermeister für eine autofreie Innenstadt in Hannover geworben, jetzt stellt er die Weichen. Und geht gleich selbst einen ersten Schritt - buchstäblich.

Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay will bei der Umsetzung seines wichtigsten Wahlkampfthemas - der autofreien Innenstadt - mit gutem Beispiel vorangehen. "Ich bin viel zu Fuß unterwegs, wie schon als Landtagsabgeordneter. Mit dem Dienstwagen fahre ich nur dann, wenn es terminlich nicht anders geht. Ich glaube, mein Fahrer hatte noch nicht so ruhige Zeiten", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Außerdem will er neue Mobilitätskonzepte für die Stadt zur Chefsache im Rathaus machen.

Die autofreie City sei kein Selbstzweck, sagte Onay zu seinen Plänen für die Stadtverwaltung. Ziel sei, den Dialog mit Beteiligten und Betroffenen voranzubringen - und die Frage zu klären, wie frei werdender Platz in der Stadt künftig genutzt und die Lebensqualität gesteigert werden könne. Sein Wunsch sei, die Innenstadt von Hannover noch vor 2030 autofrei zu machen.

Im Wahlkampf hatte der 39-Jährige intensiv für eine autofreie Innenstadt geworben. Um das Thema Mobilität sei es auch in seiner ersten Bürgersprechstunde gegangen, sagte Onay. Zwei Schülerinnen hätten dabei gute Gedanken zur autofreien Innenstadt geäußert.

Unter anderem zu diesem Zweck will Onay die Stadtverwaltung umbauen: Für die Verkehrswende soll eine "Stabsstelle Mobilität" direkt beim Oberbürgermeister angesiedelt werden. Außerdem soll der Megatrend Digitalisierung in einem neuen Dezernat aufgehen - Ziel sei, "umgehend" wichtige Dienstleistungen zu identifizieren und digital umzusetzen. Der Umbau der Verwaltung soll nach Onays Worten möglichst schnell vorankommen. Die genaue Zahl zusätzlicher Stellen sei noch unklar, wegen des neuen Zuschnitts der Verwaltung könnten aber jährliche Mehrkosten von rund 800 000 Euro entstehen.

Onay hatte sein Amt am 22. November angetreten. Zuvor hatte die SPD über 70 Jahre den Oberbürgermeister in der niedersächsischen Landeshauptstadt gestellt. Auslöser der vorzeitigen Wahl war die Rathausaffäre um verbotene Gehaltszulagen, die den früheren OB Stefan Schostok (SPD) zum Rücktritt zwang.