Hannover.

Nach anhaltender Kritik an der Behandlung eines mutmaßlichen Clan-Mitglieds unter Polizeischutz haben Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erstmals Fehler eingeräumt. In einem Schreiben an alle Mitarbeiter, das am Dienstag im MHH-Intranet veröffentlicht wurde, erklärte der Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, er habe den Vizepräsidenten der MHH "aus heutiger Sicht" zu spät über den ganzen Vorgang informiert. Das berichtete zuerst die "Hannoversche Allgemeine Zeitung".

In der Unfallchirurgie werden seit knapp zwei Wochen die Schussverletzungen eines Mannes behandelt, der Mitglied der Mafia in Montenegro sein soll. Der Chef der MHH-Unfallchirurgie erhielt nach eigener Darstellung am 3. Februar per Mail eine Anfrage aus einer Klinik in Montenegro, ob er einen Patienten "mit multiplen Schussverletzungen" übernehmen könne. Der Patient sei nach Abklärung von medizinischen Fragen und Kostenfragen am 7. Februar in die Notaufnahme der MHH eingeliefert worden. Erst zu diesem Zeitpunkt habe der begleitende Arzt darauf hingewiesen, dass die Klinik in Montenegro von einem starken Polizeiaufgebot geschützt worden sei. Daraufhin habe man umgehend die Polizei informiert.

Der Patient sei zunächst von zwei Beamten bewacht wurden. Als am 10. Februar SEK-Beamten hinzukamen, habe er den Vizepräsidenten der MHH informiert, schreibt der Klinikdirektor. Die MHH-Spitze informierte am 11. Februar das Wissenschaftsministerium. Wegen der Behandlung des mutmaßlichen Clan-Mitglieds steht die landeseigene MHH in der Kritik. Landespolitiker aller Parteien bemängeln, dass der Steuerzahler für den Polizeieinsatz aufkommen muss.