Braunschweig. Samba, Kamelle und Helau. Viele Narren fiebern den großen Umzügen entgegen. Wichtiges Ziel ist Frohsinn auf den Straßen. Dabei spielen bestimmte aktuelle Themen eine große Rolle.

Die Karnevalisten im Nordwesten steuern auf ihren Saisonhöhepunkt zu. In Niedersachsen und Bremen laufen die Vorbereitungen auf die großen Straßenumzüge. "Diese sind oft Spiegel der aktuellen Befindlichkeiten", sagt der Braunschweiger Zugmarschall Gerhard Baller. Was heißt das für 2020?

HOCHBURGEN: Teils sehr kreative Superlative machen mehrere Standorte zu Hochburgen. Der Braunschweiger "Schoduvel" (23. Februar) ist laut Organisatoren der größte Karnevalsumzug Norddeutschlands, vor allem weil dort regelmäßig mehr als 200 000 Besucher die Straßen säumen. Mit etwa 9000 Teilnehmern verweisen die Veranstalter im oldenburgischen Damme auf den größten Rosenmontagsumzug Norddeutschlands. Der findet traditionsgemäß eine Woche vor Rosenmontag statt, also am 17. Februar.

Die Bremer Organisatoren sprechen vom größten Samba- und Maskenkarneval Deutschlands (15. Februar). Weitere größere Umzüge gibt es auch beim Osnabrücker "Ossensamstag" oder beim Fasching in Ganderkesse (Kreis Oldenburg, 22. Februar). Am selben Tag werden in Hannover bis zu 100 000 Schaulustige erwartet.

THEMEN: Klimawandel, Agrarpaket und Waffenexporte sollen als Themen in Braunschweig sichtbar sein. "Auf einem eher drastischen Wagen schauen Politik und Wirtschaft zu wie Eisbären sterben", sagt Zugmarschall Baller. Bisher seien aber noch keine Tabus gebrochen und Grenzen überschritten worden. "Wir nutzen die Freiheiten des Karnevals noch nicht voll aus".

Das Thema Greta Thunberg tauche dieses Jahr öfter auf, aber auch lokale Themen seien beliebt, sagt der Dammer Umzugsleiter Moritz Enneking. Für aktuelle Themen wie zum Beispiel die Wahl in Erfurt sei es aber zu spät. "Oft sind es ja aufwendige Schnitzereien aus Styropor, da reicht die Zeit nicht mehr", sagt der Braunschweiger Kollege. "Wir haben eher keinen politischen Fasching", berichtet dagegen Umzugssprecher Timo Vetter aus Ganderkesee. Die bremische Version des Karnevals setzt auf fantasievolle Masken, mitreißende Rhythmen und abwechslungsreiche Choreographien.

KOSTÜME: Auch wenn Umweltschutz ein dominierendes Thema sein wird, glaubt der Braunschweiger Zugmarschall nicht, dass sich viele Menschen als Greta verkleiden. Aus seiner Sicht bleiben eher die traditionellen Kostüme wie der Cowboy beliebt. "Die besten Selbstinszenierungen von Zuschauern werden beim Schoduvel bewertet und mit einem Preisgeld belohnt", wirbt Baller.

Mit vielen Gretas auf den Straßen rechnet auch Anja Göldner vom Trendartikelmarkt Karton24 in Garbsen nicht. Ihr zufolge fragen Kunden eher nach Glamour und Glitzer, weil die 90er Jahre als Thema im Trend liegen. Auch Verkleidungen aus den 20ern würden häufig gewünscht. "Wahrscheinlich, weil solche Kostüme mehrmals auch auf Privatpartys benutzt werden können", meint Göldner. "Der Hype um Masken von Donald Trump aus dem vergangenen Jahr wirkt aber vorbei", sagte sie. In Ganderkesee wird mit vielen Hippies und Blümchen-Outfits aus den 60ern gerechnet.

UMWELT: Müllvermeidung nennen viele Teams als ein wichtiges Ziel. Aus Umweltschutzgründen werde in Bremen erstmals nachhaltiges Geschirr beim Punschverkauf verwendet. Es sei ausdrücklich erwünscht, dass Menschen ihre eigene Tasse mitbringen, sagte die künstlerische Leiterin des Karnevals, Janine Jaeggi. "Wir haben 250 Mülltonnen an der Wegestrecke, und überall sind große Müllcontainer aufgestellt, wo die einzelnen Gruppen ihren Müll auch entsorgen können", sagt der Dammer Sprecher Enneking. Jede Gruppe habe eigene Mülleimer am Fahrzeug.